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Landeshauptstadt: Balustraden-Bauer

Schüler der Steuben-Gesamtschule helfen einem Dorf in Togo – dort soll eine Bibliothek entstehen

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Das letzte aktuelle Foto zeigt einen zweigeschossigen Rechteck-Bau mitten auf der trockenen Erde Afrikas, dicht daran gestellt ein Baugerüst aus krummen Hölzern. Das halbfertige Gebäude steht in einem Dorf namens Balanka im westafrikanischen Togo. Darin wird eine Bibliothek entstehen: Kinder aus der Region sollen demnächst hinter den Wänden lesen, sich bilden können. Wenn das möglich ist, werden sich auch junge Leute in Potsdam freuen: Schüler der Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Gesamtschule haben dafür gesorgt, dass der Bau der Bibliothek schnell vorankommt.

Initiatorin hinter dem Projekt ist Koko N“Diabi Affo-Tenin, die selbst aus Balanka kommt, aber seit 22 Jahren in Deutschland wohnt. Nach Potsdam ist sie vor elf Jahren gezogen, in Berlin gründete sie den Verein Bildung für Balanka – um ihrer Heimat zu helfen. „Die Möglichkeiten zur Schulbildung sind bei uns nicht ausreichend, es mangelt an Schulmaterial.“ So seien für die meisten Eltern die Kosten einer Ausbildung schlicht zu teuer. Gleichzeitig seien aber zwei Drittel der 7000 Dorfbewohner unter 20 Jahre alt – und ohne Bildung, ohne Perspektive. Für das Projekt gab das Bundesentwicklungsministerium knapp 50 000 Euro, der Verein selbst konnte knapp 20 000 Euro durch Spenden sammeln. „Wir benötigen immer Helfer für unsere Ziele“, sagt Affo-Tenin.

Der Kontakt mit der Potsdamer Schule entstand allerdings tragischerweise erst nach dem Osterfest vor einem Jahr – damals, als die Landeshauptstadt unter dem Schock des Angriffs auf den Deutsch-Äthiopier Ermyas M. stand, der am Bahnhof Charlottenhof einen wuchtigen Schlag gegen den Kopf erhielt und lebensgefährlich verletzt wurde. „Die Schüler wollten in der folgenden Diskussion etwas gegen Rassismus und das No-Go-Area-Klischeebild von Potsdam tun“, erinnert sich die 48-jährige Afrikanerin. Bei der Suche nach möglichen Projekten seien die Schüler durch ein Zeitungsinterview auf die Arbeit ihres Vereins gestoßen. „Per SMS meldeten sie sich bei mir“, erinnert sich Affo-Tenin. Ein Kontakt, der schließlich neun jungen Leuten aus der Steuben-Schule im vergangenen Herbst eine Projektfahrt nach Balanka ermöglichte. Dort halfen sie, die Bibliothek mit aufzubauen.

Die Bilder von der langen Reise wirken für Affo-Tenin immer noch „einfach toll“. Zu sehen sind die neun Schüler, wie sie mit Afrikanern zusammen Mörtel anrühren und Ziegel übereinander stapeln. „Die Balustrade für die Bibliothek haben sie wesentlich mitgebaut“, sagt Affo-Tenin. Andere Fotografien zeigen die Potsdamer beim Trinken aus Kokosnüssen, beim Diskutieren in einer Schulklasse, bei einem Dorffest. „Sie haben während der Fahrt gelernt, dass auch wenn man die Sprache dort nicht versteht, man sich dennoch mit den Menschen unterhalten und sogar anfreunden kann“, sagt Rico Behrendt, der mit seiner Frau zusammen für den Förderverein der Schule in Balanka war.

Doch noch ist nicht alles fertig in Balanka. „Die Solaranlage muss noch dringend erweitert werden, weil der Strom nicht reicht“, sagt Koko N“Diabi Affo-Tenin. Eine Art der Unterstützung dafür praktiziert die Steuben-Schule: Der Film und die Bilder über die Erlebnisse der Schüler in Togo können gegen eine Spende als Projektpräsentation mit anschließender Diskussion gezeigt werden.

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