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Glücksbringer. Aus Thailand kommen die buddhistischen Mönche Phra Vichian, Phra Poo, Phra Teerek und Phra Worchet (hinten v.l.), die Gäste beim Gastronomenpaar Ulf und Varunee Zimanky (vorn) im „Lemon Grass“ in der Benkertstraße waren.

© Manfred Thomas

RELIGION: Bangkok, Schöneiche, Potsdam

Vier buddhistische Mönche aus Thailand besuchten das Holländerviertel: Sie leben derzeit im Tempel in Schöneiche bei Berlin

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Innenstadt - Sie dürfen traditionell nur das essen, was ihnen gespendet wird: Sorgen um Hunger müssen sich buddhistische Mönche deshalb aber nicht machen. Gut gefüllt waren die Tische auch am gestrigen Montagvormittag, als Phra Vichian, Phra Poo, Phra Teerek und Phra Worchet das Holländerviertel besuchten. Die vier Mönche, die normalerweise im Kloster Wat Sanghathan bei Bangkok leben und derzeit für drei Monate im Meditationszentrum in Schöneiche bei Berlin weilen, waren zu Gast beim deutsch-thailändischen Gastronomenpaar Ulf und Varunee Zimanky vom „Lemon Grass“ in der Benkertstraße.

Feierliche Stimmung herrschte in dem Restaurant, das für normale Mittagsgäste an diesem Tag geschlossen war: Eine Buddhafigur aus Glas hatten die Gastgeber für die Zeremonie aufgestellt, die die vier Mönche in den erdfarbenen Gewändern am Vormittag durchführten. Etwa 20 Potsdamer, zumeist mit thailändischem Hintergrund, hatten sich dafür versammelt. Ohne Schuhe und auf Knien hörten sie dem gebetsartigen Gesang der Mönche zu, ehe Küchenchefin Varunee Zimanky einige Verse aus einen Buch rezitierte. „Ein Dank an Buddha für das Essen“, wie die 33-jährige Thailänderin danach erklärte. Klebereis mit scharf gewürztem Fleischsalat, eine Art Hühnchenpastete, Nudelsalat, grüne Bohnen mit Mais, Broccoli, zum Nachtisch Reis mit Kokosmilch und Sesam, frische Mango, Melone oder Ananas – aber auch marmeladengefüllte Berliner standen zur Auswahl.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Zimankys buddhistische Mönche zu Gast haben: Ungefähr viermal pro Jahr laden sie Mönche aus verschiedenen Zentren in Berlin ein. „Ich möchte den Buddhismus unterstützen“, erklärt Varunee Zimanky. Von den Besuchen verspricht sie sich auch gute Energie und Glück für das Restaurant, das sie im Mai 2010 mit ihrem Ehemann Ulf Zimanky eröffnete. Darauf hoffen auch andere Potsdamer mit thailändischen Wurzeln: So wurden die Mönche am gestrigen Nachmittag noch in einem Massagesalon in der Babelsberger Garnstraße erwartet. Essen gab es dort aber nicht – die Mönche dürfen nach zwölf Uhr nur noch Getränke zu sich nehmen.

77 Menschen mit thailändischem Pass wohnen laut dem aktuellen statistischen Jahresbericht in der Landeshauptstadt. Sie gehören damit zu den kleinsten Migrantengruppen – zum Vergleich: 368 Potsdamer haben die vietnamesische Staatsangehörigkeit. Wie viele Potsdamer sich als Buddhisten verstehen, darüber gibt es keine Statistik. Dass sich aber auch immer mehr Deutsche für verschiedene Strömungen des Buddhismus interessieren, ist auch in Potsdam spürbar: So existiert etwa seit drei Jahren das Buddhistische Zentrum Potsdam, das Meditationen in deutscher Sprache durchführt, und das im Frühjahr neue Räume in der Jägerallee 26 bezog (PNN berichteten). Auch das Sekiz (Selbsthilfe-, Kontakt- und Informationszentrum) in der Hermann-Elflein-Straße 11 lädt regelmäßig zu buddhistischen Meditationen ein.

Die thailändische buddhistische Gemeinde Potsdams zieht es dagegen meist nach Berlin. Dort gebe es mittlerweile fünf buddhistische Thai-Tempel, wie Ulf Zimanky erklärt. Der 42-jährige Gastronom, der seit seiner Schulzeit in Potsdam lebt, ist nach der Wende während einer Weltreise mit Freunden in Thailand zum ersten Mal mit der Religion in Kontakt gekommen. „Das hat mich nicht wieder losgelassen“, sagt er. Vor drei Jahren lebte er sogar für sechs Wochen in einem Kloster nahe Bangkok als Mönch. In Thailand gehöre es zur Tradition, dass Männer für einige Monate als Mönche in einem Kloster leben. Das soll der Familie Glück bringen.

„Wenn die Menschen glücklich sind, dann sind wir auch glücklich“, sagt Phra Teerek, einer der vier Mönche aus Thailand, und lächelt. Das Streben nach Glück verbinde alle Menschen. Nur ein paar Worte Deutsch hat er in seiner Zeit in Schöneiche gelernt, Küchenchefin Varunee Zimanky übersetzt. Mittlerweile sind die Mönche beim abschließenden Espresso angelangt. Dass sie trotz der archaisch wirkenden Kleidung nicht von gestern sind, wird spätestens klar, als einer von ihnen eine Kamera für ein Erinnerungsfoto hervorkramt. Auch die übrigen Gäste der Zeremonie konnten sich im Nachbarzimmer am reichhaltigen Buffet stärken. Dort steht auch ein weiteres Geschenk: Eine mit Geldscheinen behängte Pflanze, die im Laufe des Vormittags noch reicher ausgestattet wurde. Das Geld soll dem Kloster in Schöneiche zugute kommen, erklärt Varunee Zimanky.

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