Landeshauptstadt: Barcelona-AG gegründet
Behindertenbeirat hat neuen Vorsitzenden / Kritik an Verkehrsbetrieb
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Waldstadt II - Der Behindertenbeirat wählte gestern auf seiner Sitzung im Haus der Begegnung Zum Teufelssee 10 Hans-Eberhard Bewer zum neuen Vorsitzenden. Der 52-Jährige tritt die Nachfolge von Harald Haase an, der aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden musste. Die Wahl Bewers erfolgte einstimmig.
Der Beirat bestätigte eine Arbeitsgruppe, die sich speziell mit den Maßnahmen zur barrierefreien Stadt beschäftigen wird. Bekanntlich hatte die Stadtverordnetenversammlung im November 2005 den Beitritt Potsdams zur „Erklärung von Barcelona“, welche die Barrierefreiheit zum Ziel erklärt, beschlossen. Ein Maßnahmenplan dazu existiert bislang nicht. Mobilitätsbehinderte sind, das stellte der Behindertenbeirat gestern zum wiederholten Male fest, in Potsdam immer noch von vielen Veranstaltungen ausgeschlossen, weil es keinen behindertengerechten Zugang zu den Häusern gibt. Die neue Arbeitsgruppe, die unter der Leitung des Behindertenbeauftragten Helmut Erker steht, ist so zusammengesetzt, dass sowohl die Belange der mobilitätsbehinderten Menschen als auch die der Sehbehinderten und Hörgeschädigten Berücksichtigung finden.
Kritik äußerte der Beirat an der Reaktion des Verkehrsbetriebes auf eine Beschwerde über einen Busfahrer der Linie 693, der einem Rollstuhlfahrer beim Aussteigen nicht behilflich war. Die Antwort des Verkehrsbetriebes sei nach einem „Nullachtfünfzehn-Schema“ verfasst, hieß es. Und: „Wir verlangen eine Entschuldigung des Busfahrers.“
Enger zusammenarbeiten will der Behindertenbeirat mit dem Seniorenbeirat der Stadt. Dessen Vorsitzender Wolfgang Puschmann verwies auf die zahlreichen ähnlichen Probleme von Senioren und Behinderten wie beim betreuten Wohnen und bei der barrierefreien Stadt. In der entsprechenden Arbeitsgruppe wird der Behindertenbeirat mitarbeiten.
Michael Noll von der Arbeitsagentur gab bekannt, dass zwei Arbeitsvermittler speziell für arbeitslose Behinderte tätig sind. Im Bereich der Hauptagentur Potsdam gebe es 460 arbeitslose Schwerbehinderte. Das sind 2,8 Prozent aller gemeldeten Arbeitslosen. Laut Noll gebe es für Arbeitgeber gute Anreize, arbeitslose Behinderte einzustellen. So können Lohnkostenzuschüsse in Höhe von 70 Prozent von der Arbeitsagentur gezahlt werden, bei über 55-jährigen Arbeitnehmern sogar für einen Zeitraum bis zu 96 Monaten. Ein Anreiz zur Beschäftigung dürfte auch die Probebeschäftigung über einen Zeitraum von drei Monaten bei normalem Lohn, den die Arbeitsagentur zahlt, sein.
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