Landeshauptstadt: „Barock-Sponti“
Babelsberger Produzent Peter Hartwig will im Film „Goethe!“ den Dichterfürst „entstauben“
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Milos Forman bürstete 1984 das klassische Image des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart in seinem Oscar-Werk „Amadeus“ gegen den Strich. Ähnliches hat nun der Babelsberger Peter Hartwig mit Deutschlands Künstler Nummer eins, Johann Wolfgang von Goethe, vor. Hartwig ist ausführender Produzent von „Goethe!“, der die jungen Jahre des späteren Universalgenies beleuchtet. „Der Film soll ein kleiner ,Amadeus’ werden, wir wollen den Dichterfürsten etwas entstauben“, beschreibt Hartwig den Ansatz. Für den Babelsberger ist „Goethe!“ das bisher größte Projekt seiner Produzenten-Laufbahn. 6,4 Millionen Euro kostet die Deutschfilm-Produktion über Goethes Zeit als junger Erwachsener, in der er jene Erfahrungen sammelte, die der Poet im Buch „Die Leiden des jungen Werthers“ zusammenfasste.
Goethe sei als junger Mann ein „Barock- Sponti“ gewesen, ein Stürmer und Dränger, sagt Regisseur Philipp Stölzl („Nordwand“), der mit dem Film „eine frische Sicht“ auf den Dichter zeigen möchte. Goethe sei nicht immer das allwissende Genie gewesen. In seiner Jugend scheitert er beim Jura-Studium, sein erstes Stück „Götz“ wird vom Verleger abgelehnt und seine Liebe zu Lotte Buff bleibt unerfüllt. „Er hatte Selbstzweifel und durchlitt ähnliches wie es auch noch heute junge Erwachsene erleben“, so Stölzl, der deshalb auch an die Universalität des Films glaubt. „Mein Wunsch ist es, vor allem jene zu erreichen, die mit Goethe bisher nicht viel anzufangen wussten.“
In der Hauptrolle des jungen Goethe ist Alexander Fehling („Inglourious Basterds“) zu sehen, Das neue Kinogesicht Miriam Stein gibt Goethes Geliebte Lotte Buff. Auch Moritz Bleibtreu („Das Experiment“) und Burkhard Klaussner („Das weisse Band“) schlüpfen unter gepuderte Perücken und in Absatzschuhe – die traditionelle Kleidung eines Mannes im 18. Jahrhundert. Damit auch die Kulissen dem 18. Jahrhundert entsprachen, ging Produzent Peter Hartwig für drei Monate auf Motivsuche. „Wunschort war von Anfang an Görlitz.“ Allerdings gab es trotz der historischen Altbausubstanz in der sächsischen Stadt noch einiges zu tun, um ganze Straßenzüge auf 18. Jahrhundert zu trimmen. „Tonnen von Sand wurden auf die modernen Straßen gekippt, Häuser ,alt geschminkt’“, beschreibt Hartwig die Drehvorbereitungen. Der Streifen über den jungen Goethe – Berlin-Brandenburgs Filmförderinstitution Medienboard unterstützt die Produktion mit 450 000 Euro – soll im Herbst 2010 in die Kinos kommen. Kay Grimmer
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