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Landeshauptstadt: Barrierefreie Wohnungen fehlen

Jeder achte Potsdamer behindert: Heute wird der Behindertenbericht vor den Stadtverordneten vorgestellt

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Innenstadt - In Potsdam fehlen barrierefreie Wohnungen. Das geht aus dem „Behindertenbericht 2003-2006“ hervor, der heute Nachmittag den Stadtverordneten vorgestellt werden soll.

Im Jahr 2006 gab es demnach 444 barrierefreie Wohnungen in der Landeshauptstadt – mindestens 209 zu wenig. Denn so viele offene Wohnberechtigungsscheine von Schwerbehinderten, älteren Bürgern und Rollstuhlfahrern registrierte die Stadt gleichzeitig. Die Verwaltung rechnet zudem mit einer Verschärfung des Problems in spätestens fünf Jahren. Denn „durch den Wegfall von Mietpreis- und Belegungsbindungen“ im Jahr 2013 würden sich die belegungsgebundenen Wohnungen „um mehr als die Hälfte reduzieren“. Sollte die Stadt keine „neuen Versorgungsquellen finden“, würden „ab dem Jahre 2013 kaum noch barrierefreie und bezahlbare Wohnungen zur Versorgung von Menschen mit Behinderung und Senioren“ zur Verfügung stehen, heißt es im Behindertenbericht.

Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) betonte bei der gestrigen Vorstellung des Behindertenberichtes vor Journalisten, dass es bereits viele Initiativen der Wohnungsunternehmen gebe. Die Umrüstung auf barrierefreien Wohnraum werde über Sozialhilfeträger oder Pflege- und Krankenkassen finanziell gefördert. Für Wohnungsneubau gebe es Festlegungen über den Anteil von barrierefreien Wohnraum.

Die Sozialbeigeordnete bewertete die bisherige Entwicklung als positiv. Sie verwies unter anderem auf die Einrichtung des Behindertenbeirats 2004, den Umzug des „Hauses der Begegnung“ von der Innenstadt in die Waldstadt II, sowie die Unterzeichnung der „Erklärung von Barcelona“, mit der Potsdam sich verpflichtete, die Teilhabe von behinderten Menschen am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Lücken gebe es zum Beispiel noch bei der barrierefreien Ausstattung von Ampelkreuzungen, so Müller. Auch bei Restaurants und Einzelhandelsgeschäften gebe es noch Umrüstungsbedarf.

Die Neuausschreibung für den im März frei gewordenen Posten des Behindertenbeauftragten werde momentan erstellt und soll demnächst dem Hauptaussschuss vorgestellt werden, so Müller.

In Potsdam lebten im Jahr 2006 18574 Menschen mit Behinderung, davon 13612 Schwerbehinderte mit einem Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent. Damit gilt jeder achte Potsdamer als behindert. Eine Quote, die laut Behindertenbericht über dem Bundesdurchschnitt liegt: Im Jahr 2005 war jeder zehnte Bundesbürger behindert. Mehr als zwei Drittel der schweren Behinderungen in der Landeshauptstadt betreffen Menschen ab 60 Jahren.Jana Haase

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