Landeshauptstadt: Barrieren über Barrieren
Behindertenforum: Großer Handlungsbedarf
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Waldstadt II - Potsdam ist noch weit von einer barrierefreien Stadt entfernt. Das ist das Fazit des Behindertenforums, das gestern im Haus der Begegnung in der Waldstadt stattfand. Zwar hat die Stadt die Erklärung von Barcelona, nach der Behinderte im öffentlichen Raum keine Einschränkungen der Mobilität erfahren dürfen, unterschrieben, doch praktisch sieht es mehr als schlecht aus.
Lang ist die Mängelliste, die der Fachbereich Grün- und Verkehrsflächen in einer Analyse erfasst hat. Kerstin Schulz vom Bereich Verkehrsanlagen zeigte im „Untersuchungskreis“ um die Straße Am Kanal und dem Klinikum zahlreiche fehlende Gehwegabsenkungen, für Rollstuhlfahrer unzumutbare Straßenbeschaffenheit, schlecht erreichbare Behindertenparkplätze und zugeparkte Einfahrten fest. „Wir haben viele Punkte gefunden, an denen ein Rollstuhlfahrer einfach nicht weiterkommt“, sagt Schulz. Um diese zahlreichen Mängel, die im Einzelnen gering erscheinen, abzustellen, sind allein in diesem Untersuchungskreis über 200 000 Euro erforderlich. Und 33 weitere Untersuchungskreise gibt es in der Stadt. Fachbereichsleiter Frank Steffens versichert auf Nachfrage der behinderten Menschen, dass die festgestellten Barrieren abgebaut werden müssen. Entsprechende Mittel müssten im Haushalt vorgesehen werden. Stadtverordneter Siegmar Krause (Die Linke) fordert die behinderten Menschen auf, im Rahmen des Bürgerhaushaltes ihre Forderungen „massiv“ vorzubringen, denn nur wer laut schreit, bekäme am Ende etwas ab. Das empfinden die Betroffenen als Zumutung. Es gebe eine „AG Barcelona“ im Behindertenbeirat und mit der sollte die Verwaltung zusammenarbeiten. Sozialbeigeordnete Elona Müller versprach vor dem Behindertenforum, sich dafür einzusetzen, die Mängel sukzessive abzubauen. Sie will über die Arbeitsmarktförderung dafür Mittel einwerben.
Zu einer weiteren Einschränkung für mobilitätsbehinderte Menschen führt eine Richtlinie der Europäischen Union, nach der in einem Bus nur ein Rollstuhl oder ein Kinderwagen transportiert werden darf, wobei Kinderwagen Vortritt haben. Eberhard Bewer, Vorsitzender de Behindertenbeirats, merkt kritisch an, dass die Situation wegen des Fehlens ausreichender Behindertenparkplätzen und der Mittel für den Behindertentransport noch verschärft werde. G. Schenke
G. Schenke
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