GESCHICHTE: Baubeginn am Bürgerbahnhof
Ab dem heutigen Freitag Interims-Biergarten mit 150 Plätzen / Fertigstellung im Frühjahr 2012 geplant
Stand:
Potsdam-West - Nach Jahren des Verhandelns und Planens kann die Sanierung von Potsdams ältestem Bahnhof beginnen. Die Stadt habe ihm die Baugenehmigung für den 1869 erbauten Bürgerbahnhof erteilt, sagte Eigentümer Josef Laggner auf PNN-Anfrage. Bereits am heutigen Freitag will der Gastronom, der auch das Krongut Bornstedt betreibt, einen temporären Biergarten mit maximal 150 Plätzen auf dem Grundstück nahe dem Neuen Palais eröffnen. Die Bewirtung mit Snacks und Bier erfolgt von Imbisswagen aus, die bereits anrollten. „Die Leute sollen sehen, dass dort endlich etwas passiert“, meint Laggner. Der Biergarten soll täglich von 9 bis 24 Uhr geöffnet sein. Die Sanierung des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes soll ebenfalls in Kürze beginnen: „Sobald die Aufträge vergeben sind“, so Laggner.
Um die Baugenehmigung wurde hinter den Kulissen lange gerungen. Eigentlich wollte Laggner den Bürgerbahnhof, den er zu einem Restaurant mit deutscher Küche und Biergarten machen will, bereits in diesem Sommer eröffnen. Im Mai hatte es in der Stadtverordnetenversammlung zwei Anfragen von den Linken und der CDU an die Verwaltung gegeben, warum sich nichts tue. Gegenüber den PNN begründete Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Verzögerung mit komplizierten Abstimmungen mit der Denkmalpflege. Zuvor hatte ein Streit um den Wert eines früheren Lenné-Gartens an dieser Stelle ebenfalls zu Zeitverzug geführt. Namhafte internationale Denkmalpfleger, darunter Vertreter der Unesco-Organisation Icomos, hatten sich für eine Wiederherstellung des Lenné-Entwurfs starkgemacht. Eine Untersuchung des Landesdenkmalamtes hatte aber ergeben, dass Lennés Entwurf durch den Bau des Bürgerbahnhofs selbst schon 1869 komplett umgestaltet worden und zur Jahrhundertwende bereits völlig verschwunden war. Zudem hätten für den Lenné-Garten etwa 40 über 100 Jahre alte Bäume gefällt werden müssen.
Die können nun alle stehen bleiben. Es werde nur Wildwuchs ausgelichtet, betonte Laggner. „Ich brauche ja die Bäume für den Biergarten. Die alten Kastanien sind im Sommer ideal für eine natürliche Kühlung“, sagte der Gastronom. 1,5 Millionen Euro will er in die Sanierung und Gestaltung des Geländes investieren. Herzstück des Konzeptes ist neben dem deutschen Restaurant mit 80 Plätzen der Biergarten, in dem zur Hauptsaison 400 Gäste gleichzeitig bewirtet werden können. Beides will Laggner in Zusammenarbeit mit dem Krongut selbst betreiben. So soll etwa das selbstgebraute Krongut-Bier auch im Bürgerbahnhof ausgeschenkt werden. Das ehemalige Toilettenhäuschen auf dem Grundstück wird zu einem Selbstbedienungspavillon, um den herum sich die Tische des Biergartens gruppieren. Die Restaurantkarte richtet sich laut Laggner an ein normales Publikum, die Preise für ein Gericht sollen sich zwischen 8,50 und 18 Euro bewegen. Für den schmalen Geldbeutel gebe es aber auch eine Minipizza für 1,50 Euro, kündigte der Gastronom an.
Die Lage an der Schnittstelle zwischen Universität und Weltkulturerbe sei „interessant“. Bis zu 15 000 Menschen stiegen täglich am benachbarten Bahnhof Park Sanssouci ein und aus – Studenten, Pendler und Touristen. Hauptsächlich für Erstere soll im östlichen Teil des Bürgerbahnhofs ein Zeitungskiosk mit Tabakladen sowie ein Back- und Coffeeshop eingerichtet werden, wo man auch seinen Kaffee zum Mitnehmen bekommen kann. Vervollständigt wird das Angebot durch einen „Tante-Emma-Laden“, für den noch ein Pächter gesucht wird. Einen Interessenten gebe es aber bereits.
Das aus DDR-Zeiten stammende Nebengebäude westlich des Bahnhofs wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der den Toilettentrakt beherbergen soll. Daneben entsteht ein Parkplatz für maximal 34 Autos, der über eine eigene Zufahrt von der Geschwister-Scholl- Straße aus zu erreichen ist. Als Ausflugslokal soll der Bürgerbahnhof auch 21 Fahrradstellplätze bekommen. Für den Betrieb des Lokals rechnet Laggner mit rund 20 Mitarbeitern, deren Zahl im Sommer deutlich aufgestockt wird. Dafür werde neues Personal eingestellt, kündigte der Gastronom an.
Unterdessen schlägt Laggner, der auch Inhaber des Traditionslokals „Lutter & Wegner“ am Berliner Gendarmenmarkt ist, bereits die nächsten Pflöcke für sein wachsendes Gastro-Imperium ein. Am neuen Flughafen BBI werde er gleich vier Lokale eröffnen, kündigte er an.
Der Bürgerbahnhof, heute Bahnhof Park Sanssouci, steht in unmittelbarer Nähe zum Kaiserbahnhof. Das alte Bahnhofsgebäude wurde als Fachwerkbau im Jahre 1869 errichtet. Dabei handelt es sich um das einzig erhaltene Bahnhofsgebäude in Potsdam aus der frühen Zeit der preußischen Eisenbahnen. Später wurde dieses Gebäude stillgelegt und durch eine Hochbahn und das Gebäude des Kaiserbahnhofes ersetzt. Am Bahnhof befindet sich auch das einst von Peter Joseph Lenné gestaltete Parkgelände. Das Gebäude war sich bis vor einigen Jahren im Besitz der Deutschen Bahn, die Stadt hat es für einen symbolischen Preis gekauft. PNN
- CDU
- Hochschulen
- Potsdam-West
- Potsdam: Bornstedt
- Potsdam: Brandenburger Vorstadt
- Schloss Sanssouci
- SPD
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: