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Landeshauptstadt: Baujahr 1934 trifft auf Baujahr 1916

Ein besonderes Geburtstagsgeschenk: Oldtimer-Ausfahrt von Seniorenresidenz-Bewohnern

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Innenstadt – Der braune Oldtimer mit dem silbernen Stern auf der Motorhaube ist am Sonntagnachmittag das älteste Fahrzeug auf dem Hof der Fontiva-Seniorenresidenz „Haus Katharina“. Zehn Auto-Oldtimer stehen abfahrbereit für eine Tour, bei der die Passagiere – rund 20 Bewohner des Hauses Katharina – die Baujahre der Fahrzeuge locker übertreffen.

Die Idee zum besonderen Sonntagsausflug kam von Immobilienmakler und Oldtimer-Sammler Theodor Semmelhaack, der seiner Frau und geschäftsführenden Gesellschafterin der Seniorenresidenz, Monika Egger, die Fahrt in „seinen Schätzen“ zum Geburtstag schenkte. „Am Freitag haben wir die Fahrzeuge aus dem schleswig-holsteinischen Elmshorn auf einem Tieflader heranschaffen lassen“, sagte Semmelhaack. Das sei billiger als zehn Spritschlucker – die meisten der Sechs- bis Achtzylinder brauchen bis zu 20 Litern pro hundert Kilometer – selbst auf die Strecke zu schicken. Wichtig bei der Auswahl der Fahrzeuge war weniger das Baujahr sondern der Bequemlichkeitsfaktor. „Immerhin haben wir Senioren zu chauffieren“, so Monika Egger. Deshalb fanden sich im Oldtimer-Konvoi acht Mercedes-Autos und zwei Jaguar, vornehmlich aus den 50er- und 60er Jahren. Einzig der braune Mercedes aus dem Jahr 1934 machte eine Alters-Ausnahme. Doch das war nichts gegen die Insassen. Ursula Kielgas, 1916 geboren, übertraf das Fahrzeug, einen Jaguar, locker um gute 40 Jahre. Stilecht, in edles Schwarz gekleidet, stieg die Seniorin einer Grande Dame gleich mit Hilfe des Potsdamer „Butlers“ Rudolf van der Meers in den englischen Oberklassewagen. Für die Hausbewohner war es eine willkommene Abwechslung, die Stadt wiederzuentdecken. „Viel hat sich verändert, einige Ecken kenne ich gar nicht“, gab Käte Fietzke zu, bei der – wie auch bei vielen anderen, Erinnerungen an das alte Potsdam hervorkamen.

Die Oldtimer-Rundfahrt – die für viele erstaunte Blicke auf Potsdams Straßen sorgte – war eine Premiere für die Haus Katharina-Bewohner, die Monika Egger gern zur Tradition ausbauen möchte. Auch Theodor Semmelhaack kann sich eine Wiederholung vorstellen, „dann im Sommer, bei besserem Wetter und mit unseren Oldtimer-Cabrios“ schlug er vor. Schließlich sei es für die alten Autos gut, wenn sie hin und wieder bewegt würden, erklärte der Sammler, der jedoch nicht selbst an den alten Autos bastelt: „Dafür fehlt mir die Zeit.“ Wie viele Oldtimer in seiner Sammlung stehen, wollte Semmelhaack nicht verraten, doch seine ältesten Stücke, ein absolutes Liebhaber-Fahrzeug aus dem Jahr 1908 – von dem es laut Semmelhaack weltweit nur noch 14 Exemplare gibt – und ein Oldtimer von 1914 werden wohl auch im Sommer nicht den Weg aus Schleswig-Holstein nach Potsdam finden – „für die Ausfahrt mit Senioren sind sie zu unbequem“, glaubte Semmelhaack. Kay Grimmer

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