Landeshauptstadt: Baum für Baum ein Zeichen
Fotograf Udo Lauer pflanzte gestern vor der Lenné-Schule Ginkobäume – als Teil einer „Allee des Friedens“
Stand:
Zentrum-Ost - Er gibt sie nur ungern aus der Hand, seine Kamera, die ihn nun schon einen Großteil seines Lebens begleitet hat. Gestern Nachmittag kam Fotograf Udo Lauer jedoch nicht umhin: Am Eingang zur Lenné-Schule am Humboldtring pflanzte der Berliner vier Ginko-Bäume, und dabei machte es sich einfach besser, den Apparat für einen Augenblick zur Seite zu legen.
Lauers Besuch in Potsdam verbunden mit dem Pflanzen der Bäume ist Teil einer Idee, die der 63-Jährige schon seit 1989 verfolgt: Eine „Allee des Friedens“ will der Fotograf wachsen lassen, aus mehreren hundert Ginko-Bäumen, die er in ganz Europa und dem Nahen Osten pflanzt – jeweils an den Orten, an denen Lauer seine eindringlichen Momentaufnahmen oder Porträts ausgestellt hat, wie hier in Potsdam in der Volksbank in Babelsberg.
„Wir sind sehr froh darüber, dass die Bäume bei uns gepflanzt wurden“, sagte Schuldirektor Ingo Müller in einer kleinen Dankesrede im Anschluss an die Pflanzung. Künftig sollen sich die Schüler der siebenten Klassen um die Pflege der Ginkos kümmern. „Diese Patenschaft ist eine Selbstverständlichkeit“, so Müller. Dass die Bäume mit den dazugehörigen Straßenschildern ausgerechnet vor seiner Schule stehen, hat er Birgit Müller zu verdanken. Die Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung machte Udo Lauer während einer Rundfahrt durch Potsdam auf den Standort aufmerksam. „Ich finde, die Bäume passen hier hin“, sagte Lauer und begutachtete sein Werk mit zufriedenem Blick. Knapp 600 Bäume hat er bislang gepflanzt, in Moskau, Gera, Wolgograd, St. Petersburg, Abu Dhabi oder Kaliningrad. Doch nicht immer sei sein Projekt auf Unterstützung gestoßen, erzählt Lauer. So sei ihm einst eine Pflanzung in Berlin verwehrt worden mit der Begründung, der Ginko sei „kein deutscher Baum“, wie er in einer Verordnung aus den 30er Jahren vorgeschrieben wird: Er passe daher nicht ins Stadtbild.
Am Eingang zur Lenné-Schule hatten die Potsdamer Behörden mit derartigen Vorschriften offensichtlich kein Problem. Burkhard Jungkamp, Bildungs-Staatssekretär, begrüßte Lauers Idee jedenfalls. „Das Pflanzen eines Baumes ist ein Akt der Friedfertigkeit“, sagte er während des kurzen Festprogramms. Dies sei insbesondere nach dem Überfall auf den Deutsch-Afrikaner Ermyas M. am Ostersonntag ein wichtiges Zeichen. Dass Lauers Potsdam-Standort seiner „Allee des Friedens“ durch diesen Vorfall eine besondere Bedeutung bekommt, ist allerdings Zufall. Der gestrige Termin stand bereits seit Anfang des Jahres fest.
Für Udo Lauer, der 1992 von Bundespräsident Richard von Weizsäcker mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, ist seine „Allee des Friedens“ noch längst nicht abgeschlossen. Für die Zukunft hat er sich weitere Pflanzungen vorgenommen. Bevor er gestern seinen Besuch an der Lenné-Schule beendete, hängte er sich seine Kamera wieder um den Hals und hielt seine frisch gepflanzten Bäume noch einmal im Bild fest.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: