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Landeshauptstadt: Baustart am Feierabendheim im Juni

Garten des von Türk gegründeten Waisenhauses soll nach historischen Plänen saniert werden Architekturbüro Kühn-von Kaehne und Lange verfolgt das Projekt seit sieben Jahren

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Klein Glienicke - Ein Maulbeer-Rondell wird die Geschichte darstellen: Am Rande des 9300 Quadratmeter großen Grundstücks aufgebaut, soll es Einblicke in das Leben und Arbeiten von Wilhelm von Türk geben. Denn das Grundstück, auf dem der Pavillon entstehen soll, liegt vis á vis vom Jagdschloss Glienicke und gehört zum einst von Türk gegründeten Waisenhaus, das in der DDR-Zeit als Feierabendheim genutzt wurde. Noch in diesem Frühsommer soll Baustart an dem seit Jahren brach liegenden Gebäude sein, sagte der Architekt Gerald Kühn-von Kaehne. Acht der zwölf künftigen Eigentumswohnungen seien bereits verkauft.

Die denkmalgeschützten Häuser im früheren Grenzgebiet, die samt dem Grundstück im vergangenen September von der Wilhelm-von-Türk-Stiftung und dem Landesausschuss für Innere Mission (Lafim) an das Potsdamer Architekturbüro von Gerald Kühn-von Kaehne und Eberhard Lange verkauft worden sind, werden komplett saniert und um Wintergärten oder Balkone erweitert. Neubauten soll es auf dem weitläufigen Gartengrundstück, für das Gestaltungspläne nach Peter Joseph Lenné existieren, nicht geben. Heute zeugen noch alte Obstbäume von der Geschichte des Ortes, der durch unterschiedliche Zeiten geprägt worden ist und nun wieder in seinen Urzustand versetzt werden soll. Das Konzept ist angelehnt an Plänen Lennés, sagte die Landschaftsarchitektin Manuela Arndt. Dabei werde der frühere Gartendirektor der Schlösserstiftung Prof. Michael Seiler Maulbeerbäume für den Garten im Gebiet des UnescoWelterbes zur Verfügung stellen. Zudem sollen Bäume historischer Obstsorten, Wiesen und ein Rundweg mit sternförmiger Wegführung den Garten prägen, der für die Eigentümer der Wohnungen nicht in Parzellen geteilt wird. Jeder darf den Garten nutzen, so Kühn-von Kaehne. Selbst kleine Ecken für Beete seien möglich.

Die Maulbeerbäume Seilers sollen an die ehemalige Seidenraupenzucht erinnern, die Carl Christian Wilhelm von Türk einst im Park des Jagdschlosses in Klein Glienicke unterhielt. Türk, Jurist und Pädagoge, gründete 1832 im Jagdschloss Glienicke ein Waisenhaus, das nach dem von Ferdinand von Arnim errichteten Häusern in der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße dahin umzog. Die Jahreszahl 1858 am Gebäude, direkt unter dem Schriftzug „Feierabendheim“, deutet laut Kühn-von Kaehne nicht auf das Baujahr, sondern auf die Gründung der von Türk initiierten Waisenversorgungsanstalt hin. Türk selbst, geboren 1774 in Meiningen, gründete seinerzeit in Potsdam eine Schwimmanstalt, zwei Waisenhäuser und eine Kinderbewahranstalt. Er starb am 30. Juli 1846 und ist auf dem Friedhof Klein Glienicke begraben.

Sein Heim geriet zu Zeiten des Kalten Krieges nahezu in Vergessenheit und wurde bis zum Anfang der 90er Jahre als so genanntes Feierabendheim im Grenzgebiet, direkt an der Mauer, genutzt. Im vergangenen Jahrzehnt stand das Gebäude zum großen Teil leer. Die Wiederherstellung des Originalzustandes hätten sich die Architekten nun zur Aufgabe gemacht. Sieben Jahre lang haben sie das Projekt verfolgt. „Bereits 1999 haben wir uns erstmals um den Kauf bemüht“, so Kühn- von Kaehne, der in Klein Glienicke lebt. Nun wollen die beiden Architekten ein Gebäude zum Wohnen für Familien mit Kindern neben älteren Menschen verwirklichen. Als Idee steht dabei eine Bauherrengemeinschaft. Die Wohnungen im Haupt- und Gartenhaus sind zwischen 110 und 200 Quadratmeter groß, flankiert wird das Ensemble von der Süd- sowie der Nordremise. Die Preise liegen zwischen 260 000 und 546 000 Euro.

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