
© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN
Baustart voraussichtlich im Sommer: Potsdamer Denkmalpfleger stellen Haube für Garnisonkirche her
Die Stiftung für den Wiederaufbau hat den Auftrag vergeben können. Im Frühjahr 2027 soll die Spitze auf den Turm gehoben werden.
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Voraussichtlich im Sommer beginnen die Arbeiten an der noch fehlenden Haube für den Turm der Garnisonkirche. Die Stiftung für den Wiederaufbau des Gotteshauses hat am Dienstag mit der Baudenkmalpflege Potsdam die beauftragte Baufirma bekannt gegeben – sowie einen ersten groben Zeitplan für das Vorhaben. „Die Bauzeit wird etwa 20 Monate betragen und im Frühjahr 2027 wird die fertiggestellte Haube dann mit einem Kran auf den Turm gehoben“, hieß es in der Mitteilung der Stiftung. Das wäre zehn Jahre nach Beginn der Bauarbeiten am Turm.
Einen detaillierten Zeitplan wolle man bis April erstellen, sagte Stiftungsvorstand Peter Leinemann auf Anfrage. Er fügte hinzu: „Die Haube ist mehr als nur ein architektonisches Detail. Mit ihr wird sich der wieder aufgebaute Turm harmonisch ins Stadtbild einfügen.“
Die Vergabe des Auftrages hatte sich um rund ein Jahr verzögert. Grund dafür waren laut der Stiftung zwei Nachprüfungsverfahren bei der Bundesvergabekammer durch einen unterlegenen Mitbewerber. „Die Verfahren sind Ende 2024 im Sinne der Stiftung Garnisonkirche entschieden worden“, hieß es.

© Stiftung Garnisonkirche Potsdam / Fotograf: Thomas Seifert
Das von dem bekannten Babelsberger Handwerkermeister Roland Schulze gegründete Baudenkmalpflege-Unternehmen zeigte sich erfreut. Firmenchef Hagen Mehmel erklärte: „Das bedeutet für Potsdam nicht nur den Abschluss des Turms der Garnisonkirche, sondern auch die Sicherung von Arbeitsplätzen und unseres Standortes als ortsansässige Handwerksfirma.“ Geplant sei, dass unsere Auszubildenden auf dieser Baustelle tätig sind, um das Handwerk weiterzugeben. „Die Baustelle selbst wird für die Öffentlichkeit zugänglich sein, um auch den Besuchern des Turmes unser Handwerk nahezubringen.“

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN
Die Haube soll neben dem Turm aufgebaut werden. Laut Stiftung werden die verschiedenen Bauteile der Haube dabei in Werkstätten vorgefertigt und dann vor Ort montiert. Im Inneren soll der Turmabschluss aus Stahlsäulen und einem hölzernen Dachstuhl bestehen, außen mit Kupfer verkleidet sein. Die Haube soll 32 Meter hoch ausfallen und über der jetzigen Aussichtsplattform in 57 Metern Höhe aufgesetzt werden. Auf der Spitze der Haube wird die Wetterfahne, die aktuell neben dem Turm ausgestellt ist, „drehbar aufgesetzt und die Windrichtung anzeigen“, so die Stiftung.
Debatte um Wetterfahne
Gerade um diese Wetterfahne gab es in der Vergangenheit viele Diskussionen. Denn Kritiker, auch in der Evangelischen Kirche, sehen dem Adler an der Fahne ein militaristisches Gleichnis, eine preußische Machtgeste gegen Frankreich. So ein Symbol sei als künftige Stadtkrone ungeeignet, hatte bereits 2021 Carsten Linke vom Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in Potsdam kritisiert.
Die Stiftung teilte zu dem Thema mit: „Die Wetterfahne wird sich in die vielfältige Nachbarschaft von vergoldeten Spitzen und Turmbekrönungen einfügen: Beispielhaft seien nur der Atlas auf dem alten Rathaus, das Fortunaportal und die Caritas auf dem früheren Großen Militärwaisenhaus erwähnt.“ Wie bei den anderen vergoldeten Spitzen erschließe sich die Bedeutung des Objekts „heute nicht mehr von selbst“. Diese werde daher in der Dauerausstellung „Glaube, Macht und Militär“ im Turm „in ihrem historischen Kontext thematisiert und erklärt“, hieß es weiter. Die Wetterfahne war bereits 2014 angefertigt worden.
Der Turm selbst war am 22. August 2024 offiziell eröffnet worden. Der Wiederaufbau ist vor allem wegen der Geschichte des Bauwerks umstritten. Die historische Militärkirche gilt als Symbolort antidemokratischer Kräfte. Die evangelische Kirche nutzt den Turm für Friedensarbeit und Demokratiebildung. Gestritten wird auch um das Umfeld, speziell die Zukunft des benachbarten Rechenzentrums. Für dessen Fortbestand um mindestens fünf Jahre hatte sich vor Weihnachten eine Mehrheit der Stadtverordneten ausgesprochen.
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