Landeshauptstadt: Baustelle Sanssouci
Alfons Schmidt, Baudirektor der Preußischen Schlösser und Gärten, zu den Vorhaben in diesem Jahr
Stand:
Durch die Sonderzuwendungen des Bundes und der Länder Brandenburg und Berlin gewinnt die Umsetzung des sogenannten Masterplans für die Potsdamer Schlösser und Gärten an Fahrt. Wo wird 2009 saniert und restauriert?
In diesem Jahr konzentrieren wir uns auf die bereits laufenden Maßnahmen und möchten sie beschleunigen. Um die wichtigsten zu nennen: die Sanierung der Kolonnade am Neuen Palais, die wir 2012 feierlich wiedereinweihen wollen, das Marmorpalais im Neuen Garten, dessen äußere Hülle bereits bis Ende 2009 restauriert sein soll, die für diesen Herbst vorgesehene Fertigstellung des Stibadiums im Paradiesgarten, die Wasserversorgung für den Park Babelsberg sowie die Arbeiten im Neuen Palais und am Orangerieschloss. Für die neu hinzukommenden Großprojekte müssen zunächst die Planung, die Genehmigungsverfahren und die Ausschreibungen bewältigt werden, ehe der Bau losgeht. Erfahrungsgemäß dauert das etwa zwei bis drei Jahre. Zu diesen Großprojekten zählen die Gesamtinstandsetzung des Neuen Palais, die Schlösser Babelsberg, Berlin-Charlottenburg und Cecilienhof, die Sanssouci-Orangerie, Neubauten für Werkstätten und Depots sowie zwei moderne Besucherzentren und ein Restaurantneubau.
Das Neue Palais soll doch aber schon 2012 Zentrum der Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen sein.
Die dafür erforderlichen Arbeiten, die einen Umfang von 5,1 Millionen Euro haben, wollen wir rechtzeitig zum Jubiläum abschließen. Sie umfassen die Sanierung des Gebäudeumgangs, um das Eindringen von Feuchtigkeit auszuschließen, sowie die Herrichtung repräsentativer Räume im Unteren Fürstenquartier, wie der Großen Kammer oder der Spindlerkabinette, die dem Publikum wieder zugänglich gemacht werden sollen. Über die Probleme bei der Stabilisierung der Decke zwischen Grotten- und Marmorsaal wurde ja bereits berichtet. Die Generalsanierung kann erst nach dem Friedrich-Jubiläum auf Hochtouren beginnen, nachdem die Depots und Werkstätten ausgelagert sein werden. Bis dahin nutzen wir die Zeit für den Planungsvorlauf. In einem ersten Bauabschnitt bis 2017 sehen wir dafür 21 Millionen Euro vor.
Wie soll die Verlagerung der derzeit noch im Palais untergebrachten Depots, Werkstätten, der Plankammer und der Bibliothek erfolgen?
Wie bekannt, schafft die Stiftung dafür auf dem ehemaligen Theatergrundstück an der Zimmerstraße und auf dem Schirrhofgelände an der Lennéstraße neue Möglichkeiten. In dieses 30-Millionen-Projekt, das europaweit ausgeschrieben wird, stecken wir derzeit eine Menge Energie. Wir wollen auf dem ehemaligen Theatergelände beginnen und hoffen, dass wir dort nicht durch kontaminierten Boden und Blindgänger aus dem Weltkrieg aufgehalten werden. Dann könnte nach den Abbrucharbeiten der Nebengebäude der erste Spatenstich im Frühjahr 2012, vielleicht sogar bereits 2011 erfolgen. Die folgende Bebauung dürfte dann zügig verlaufen. Hinweisen möchte ich auch darauf, dass vornehmlich aus dem Stammhaushalt der Stiftung hohe Summen in die Infrastruktur, so die Leitungsnetze, fließen. Allein für ein modernes Datennetz sind 1,5 Millionen Euro vorgesehen.
All diese Aufgaben stellen strukturell und personell neue Anforderungen
Wir haben zunächst sieben Architekten in der Baudenkmalpflege und vier Verwaltungskräfte eingestellt; weitere Einstellungen sind noch vorgesehen. Zudem wurde unter meiner Leitung eine abteilungsübergreifende Projektgruppe zur Umsetzung des Masterplans gebildet. Ob Baufragen, Restaurierung, Personal, Kosten, Marketing, hier werden alle wichtigen Fragen beraten.
Welche Vorstellungen hat die Arbeitsgruppe, wie trotz der zahlreichen Baustellen die Schlösser und Parks des Welterbes für die Besucher attraktiv bleiben?
Dies ist eines unserer vordringlichen Anliegen, für das wir ein sogenanntes Kommunikationskonzept entwickeln. Es sieht unter anderem einen gestaffelten Baubeginn für die großen Projekte vor, je nach Baufortschritt wechselnde Routen durch die Schlösser und Spezialführungen unter dem Motto „Baustellen als Schaustellen“. Vor dem Friedrich-Jubiläum werden wir am Mittelbau des Neuen Palais keine Arbeiten beginnen und ihn von Gerüsten freihalten. Die dann restaurierte Kolonnade wird sich hüllenlos in altem Glanz zeigen. Unmittelbar an dem Säulenbauwerk steht ein kleinerer Platz für Veranstaltungen zur Verfügung. Die Sanierung der Mopke genannten Gesamtfläche zwischen Palais und Kolonnade wird noch nicht in Angriff genommen, das macht wegen der vielen am Palais und in seinem Umfeld anstehenden Arbeiten keinen Sinn. So sind hier der Ausbau des Südtorgebäudes zum Besucherzentrum und gegenüber als Neubau eine Gaststätte vorgesehen.
Ähnlich schwierig wird die touristische Präsentation des Neuen Gartens, wenn hier die beiden Hauptschlösser gleichzeitig Baustelle sind.
Am Marmorpalais werden die Gerüste bald fallen, so dass das Schloss wieder in den Blickpunkt der Besucher rückt. Im Inneren ist die Restaurierung ja im wesentlichen abgeschlossen. Wir fangen aber dann mit der Seemauer und dem Küchengebäude des Marmorpalais an. In Cecilienhof geht es in einem Millionenprojekt um die Instandsetzung der Dächer und Fassaden sowie die Erneuerung der Gebäudetechnik. Auch hier wollen wir während der Bauarbeiten zumindest die Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens offen halten.
Der Masterplan kann mit den Sonderzuwendungen nun zügiger umgesetzt werden – bleiben dennoch Sorgenkinder?
Die Römischen Bäder im Park Sanssouci und das Schloss auf der Pfaueninsel konnten bei den bis 2012 vorgesehenen Maßnahmen nicht berücksichtigt werden. Sie haben aber dringlichen Sanierungsbedarf. Wir werden zunächst Sicherungsmaßnahmen einleiten. Und für die Entgiftung des in der DDR-Zeit durch Holzschutzmittel kontaminierten Jagdschlosses Stern gibt es nach wie vor keine denkmalverträgliche Technologie. Hier muss es bei der eingeschränkten Öffnung für das Publikum bleiben.
Die Fragen stellte Erhart Hohenstein
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