
© Bernd Settnik, dpa
Landeshauptstadt: Baustopp für Pückler
Ab Samstag ist im Schloss Babelsberg eine Ausstellung über den Gartenkünstler zu sehen. Im Herbst gehen die Bauarbeiten weiter
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Babelsberg - Ein Gang durch die neue Ausstellung im Schloss Babelsberg ist praktisch ein Baustellenbesuch. An etlichen Stellen sind Sperrholzverkleidungen zu sehen, Treppen sind gesperrt, Gitter aufgestellt. Doch die Hauptattraktion wird dadurch nicht geschmälert: der Blick aus den – bereits restaurierten – Fenstern hinaus in den Park. Wie Gemälde wirken diese Aussichten, und genauso soll es auch sein. Zu verdanken sind sie vor allem dem Gartenkünstler Hermann Fürst von Pückler-Muskau, der den Park Babelsberg im 19. Jahrhundert gestaltete. Ihm ist auch die Ausstellung gewidmet, die ab dem morgigen Samstag im Schloss gezeigt wird. Die seit Jahren dauernden und noch auf weitere Jahre angesetzten Restaurierungsmaßnahmen am Schloss Babelsberg werden dafür unterbrochen – und den Besuchern wird seit Langem einmal wieder ein Blick in das Gebäude gewährt.
Etwa ein halbes Dutzend Zimmer, die dazwischenliegenden Flure sowie der prachtvolle Tanzsaal werden in dem Schinkel-Bau geöffnet, jeder Raum widmet sich einem anderen Thema rund um den Gartenarchitekten. Ab 1842 war Pückler in Potsdam tätig, das Prinzenpaar Wilhelm und Augusta von Preußen hatte ihn damals beauftragt. Von Peter Joseph Lenné war damals bereits ein Wegesystem angelegt worden. Doch für den preußischen Gartendirektor war dies nur eine Aufgabe von vielen, auch der Etat war damals noch knapp.
Als Pückler antrat, waren die Kassen besser gefüllt, Wilhelm war kürzlich Thronfolger geworden. Pückler machte aus dem Babelsberg, der bis dahin im Wesentlichen ein grüner Hügel war, einen kunstvoll angelegten Garten mit Blumenterrassen, Obstbäumen, Brunnen, einem Rosengarten, einem Bächlein und einem kleinen See. Für die Wasserspiele und die Bewässerung der Pflanzen ließ er außerdem ein kompliziertes unterirdisches System anlegen, mit dem mittels einer Dampfmaschine Havelwasser nach oben gepumpt wurde. Pücklers Garten-Werke sind am besten auf eigene Faust rund um das Schloss zu erkunden – für die Zeit der Ausstellungen wurden mehrere Stelen aufgestellt, zudem lotst ein Faltplan die Besucher zu den Sehenswürdigkeiten im Freien. Die Hintergründe werden hingegen in der Ausstellung im Schlossinneren erklärt, grün markiert sind alle Informationstafeln oder Vitrinen, die den Garten oder Pückler betreffen. In Blau gehalten sind hingegen die sogenannten Seitenblicke, die sich im Wesentlichen mit der Wiederherstellung von Park und Schloss befassen.
Tatsächlich hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in den vergangenen Jahren nicht nur die Fenster des Schlosses, sondern auch das Dach, die Fassade sowie die Terrassen und die Wasserspiele mit Millionenaufwand saniert. Ermöglicht wurde das durch die erste Auflage des Sonderinvestitionsprogramms vom Bund und den Ländern Brandenburg und Berlin, das zur Rettung bedeutender Denkmäler in der hiesigen Schlösserlandschaft aufgelegt wurde. Es endet dieses Jahr, doch die zweite Auflage bis 2030 ist bereits beschlossen. Für das Schloss Babelsberg sei darin noch mal ein „ordentlicher zweistelliger Millionenbetrag“ vorgesehen, sagte der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh. Damit sollen die Außenanlagen endgültig fertiggestellt und vor allem das Innere des Schlosses saniert werden. Bis zu zwölf Jahre kann dies noch einmal dauern. Dass das Schloss nun nach der Ausstellung für zwölf Jahre geschlossen bleibt, bedeute das aber nicht, so Dorgerloh. Es werde immer wieder Gelegenheiten geben, Besucher auch während der Bauzeit in das Schloss zu lassen, versprach er.
Allerdings bedeuten Ausstellungen während der Sanierung auch Einschränkungen für die Gäste – auch jetzt bei Pückler. So dürften nur maximal 100 Besucher gleichzeitig ins Schloss, so Dorgerloh. Deshalb empfehle er unbedingt, online ein Zeitfenster-Ticket zu buchen, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Unerwähnt ließ er allerdings, dass dieses zwei Euro extra kostet. Immerhin wird erstmals ein kleiner Parkplatz mit 50 Stellplätzen am Schloss eingerichtet, außerdem gibt es ein kleines gastronomisches Angebot während der Dauer der Ausstellung – auch das ein Novum.
Der Betreiber des temporären „Café Babel“ ist der gleiche wie im „Garten Eden“ im Park Sanssouci, Justus von der Werth. In und auf dem Rasen vor dem hellen Leichtbau-Haus, das momentan noch östlich des Schlosses aufgebaut wird, will er seinen Gästen täglich ab 12 Uhr Gegrilltes bieten – Bio-Würste, Gemüse, Grillkäse und Scampi im Brot. Außerdem verkauft er Kuchen und Eis – natürlich Fürst-Pückler-Eis.
Die Ausstellung läuft vom 29. April bis 15. Oktober 2017. Geöffnet hat sie dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt kostet zehn, ermäßigt acht Euro. Alle Infos sowie der Link zur Online-Buchung unter www.spsg.de/pueckler-babelsberg
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