Sport: Beeindruckte Mexikanerinnen
Die deutschen Fußballfrauen haben sich durch den Auftakterfolg noch mehr Respekt verschafft
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Die deutschen Fußballfrauen haben sich durch den Auftakterfolg noch mehr Respekt verschafft Conny Pohlers und Navina Omilade sind begeistert – Olympia finden die beiden Potsdamer Turbinen bis jetzt „echt geil“. Bis morgen bleiben sie noch in der 155000 Einwohner großen Stadt Patras, dann ziehen sie zum Mexiko-Spiel nach Athen und werden wohl als Gruppensieger zum Viertelfinale nach Patras zurückkehren. „Wir haben ein klasse Hotel in Strandnähe mit Meerblick“, schwärmt Conny Pohlers. „Auch die Berge in dieser schönen Gegend – einfach toll.“ Den Tag, so die Stürmerin, könnten sie weitgehend frei gestalten, meistens auf dem Hotelgelände. „Zum Shoppen oder Bummeln gehen wir allerdings nicht.“ Da ist er also, der Respekt vor Olympia. Das hier sei kein Urlaub. Navina Omilade findet es einfach „cool hier bei Olympia“ in Patras. „Wie muss das erst in Athen sein?“ Im Hotel sind die Frauen gemeinsam mit den Männern untergebracht; die Argentinier und Portugiesen waren zuerst da. Sehr unkompliziert sei das. „Mit Christiano Ronaldo mal einen Small Talk machen, das klappt alles“, erzählt Navina Omilade. „Die Jungs sind richtig locker.“ Ans nächste Spiel denken die Kickerinnen nach ihrem Auftakttriumph mit 8:0 gegen China noch nicht. Erst einmal wieder Bodenhaftung bekommen. Conny Pohlers sieht einen Platz in der Startformation deshalb noch nicht so unbedingt. Navina hofft indes ganz stark auf einen Einsatz. „Ich will unbedingt auch gegen Mexiko im Aufgebot stehen. Aber das Turnier ist noch lang und die Hitze schlaucht doch ganz schön.“ Die Mexikanerinnen, die heute gegen China auflaufen und am 17. August Abschlussgegner der Deutschen sind, saßen bei dem olympischen Eröffnungsfeuerwerk der deutschen Elf natürlich im Stadion von Patras. Vor allem um zu sehen, wie sich ihre beiden Kontrahenten auf dem Rasen mühen. Anfangs noch gut gelaunt, danach schwitzend. Man spürte förmlich und sah es den Mexikanerinnen an, dass sie Neulinge bei Olympia sind. Auch Mexikos Kapitän Maribel Domingez, die einst für Atlanta Beat gemeinsam mit Conny Pohlers gespielt hat, zeigte sich sehr angetan. „Das Viertelfinale zu erreichen wird sehr schwer“, meinte sie während der ersten Halbzeit. „Wir haben jetzt einen Eindruck gewonnen.“ In den ersten 45 Minuten hatten sie vor allem das hohe Tempo und die Effektivität beeindruckt. Eine fast hundertprozentige Torausbeute. Und dann diese Dominanz nach dem Wiederanpfiff. „Man kann nur hoffen, dass wir gegen China auch diese Spielräume bekommen und ich mit meinen Sturmkameradinnen die Lücken in der Abwehr nutzen kann. Denn die schwache Abwehr kann uns helfen weiter zu kommen.“ Und Deutschland? „Ich bin schwer beeindruckt. Die geben dir keine Räume, spielen schnell und sicher mit hohem Tempo.“ Dann macht Maribel Domingez eine kurze Pause, gerade so als überlege sie, wie sie ihre Hochachtung vor dem Weltmeister mitteilen könnte. „Nein“, sagt sie, „gegen Deutschland haben wir wohl keine Chance.“ Im deutschen Lager will man offenbar einen Höhenflug vermeiden. Kein Wort vom höchsten Sieg aller Zeiten in der Geschichte des olympischen Frauenfußballs. Kurze Freude nur, dann Heimfahrt mit dem Bus ins Hotel. Einige Spielerinnen gingen schwimmen. „Essen, sich pflegen, alles ganz normal“, sagte Teamsprecher Niels Barnhofer vom DFB am Tag danach. „Es war ja nur ein Sieg auf dem Weg zu unserem Medaillenziel.“ Prominente Glückwünsche? „Nicht, dass ich wüsste.“ So groß ist ein Weltmeister im Frauenfußball bei Olympia an der geografischen Peripherie dann eben doch noch nicht. Rainer Hennies
Rainer Hennies
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