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Grundschüler sollen beim Sportunterricht viel über Bewegung lernen. In der Zeppelin-Grundschule ist das derzeit nur eingeschränkt möglich.

© dpa

Geteilte Turnhalle in Potsdam-West: Beengter Sportunterricht unter Baustellenlärm

Zwei Schulen in Potsdam-West teilen sich eine Turnhalle. Oft haben dort drei Klassen gleichzeitig dort Sportunterricht. Die Folgen: Schüler müssen sich auf dem Klo umziehen, es ist laut wie in einer Diskothek und die Lerninhalte können kaum noch richtig vermittelt werden.

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Potsdam-West - Die Turnhalle bietet zu wenig Platz für zu viele Schüler, es ist zu laut und die Sportgeräte abgenutzt: Ein internes Protokoll der Zeppelin-Grundschule zeigt, unter welch schlechten Bedingungen die dort lernenden Kinder ihren Sportunterricht abhalten müssen. In dem den PNN vorliegenden Papier, das die jüngste Schulkonferenz des Hauses dokumentiert, sind diverse akute Probleme für die Nutzung der Turnhalle beschrieben. Die Stadtverwaltung sieht sich nicht in der Lage, die Schwierigkeiten in den kommenden Monaten zu lösen.

Das Problem: Sowohl die rund 400 Grundschüler der Zeppelin- als auch die 430 Gesamtschüler der seit Jahren wachsenden Leonardo-da-Vinci-Schule müssen sich die Halle teilen. Daher muss die über bloß anderthalb Sportfelder verfügende Halle laut Protokoll vielfach von drei Klassen gleichzeitig genutzt werden.

Sportunterricht wie in einer Diskoethek

„Der Lärmpegel ist daher sehr hoch“, wird Schulleiterin Betti Bendyk in dem Protokoll zitiert. Messungen hätten beim Sportunterricht von drei Klassen gleichzeitig bis zu 96 Dezibel ergeben, heißt es weiter – laut allgemeinen Akustiktabellen ist das fast so laut wie ein Drucklufthammer oder der Sound in einer Diskothek.

Eltern kritisieren laut Protokoll, damit seien die Kinder „gesundheitlichen Risiken ausgesetzt“. Auch in den Umkleiden sei nicht mehr ausreichend Platz, bemängelt eine Sportlehrerin: „Viele Kinder ziehen sich bereits im Nassbereich um.“ Im Klartext: auf den Toiletten. Ein Schülervertreter fügt hinzu, auch die Umsetzung der Lerninhalte sei kaum möglich, „da nicht ausreichend Geräte zur Verfügung stehen“. So müssten sich drei Klassen nur zwei Recks teilen. Rektorin Bendyks ergänzt, durch die Doppelnutzung der Halle durch zwei Schulen seien Sportgeräte und Materialien „übermäßig abgenutzt“. Eigentlich wirbt die Zeppelinschule im Internet mit ihrem sportlichen Profil „für Kinder, die sich gern bewegen, sportliche Angebote nutzen möchten, ihr Talent entdecken beziehungsweise entwickeln möchten“.

Eigentlich sollte eine zweite Halle entstehen - ist sie aber nicht

Die Probleme bestätigte auch die Leiterin der Da-Vinci-Schule, Kirsten Schmollack, am Dienstag auf PNN-Anfrage: „Die Situation in der Halle ist von Jahr zu Jahr schlechter geworden.“ 2011 sei ihre Gesamtschule mit 80 Kindern gestartet, inzwischen würden 430 Schüler unterrichtet. „Der Knackpunkt ist: Eigentlich sollte eine zweite Halle entstehen – aber das ist nicht passiert“, so Schmollack. In der Tat hatte der Kommunale Immobilienservice (Kis) schon 2012 für den Schulstandort in der Haeckelstraße eine zweite provisorische Turnhalle angekündigt, von einer mittleren sechsstelligen Summe war damals die Rede. Doch aus Kostengründen wurde diese Variante verworfen, wie aus dem Protokoll hervorgeht – die Übergangslösung hätte sich als deutlich teurer erwiesen als vom Kis veranschlagt.

Nun muss nach provisorischen Lösungen gesucht werden, um die Turnhallenmisere zu entschärfen. Unter anderem soll laut Protokoll geprüft werden, ob Kapazitäten am nahen Sportlerareal Luftschiffhafen zur Verfügung stehen und ob kurzfristig ein neues Außen-Kleinspielfeld zumindest für die Freiluft-Saison Entlastung schaffen könnte.

Rettungswege werden überprüft

Dieser Prozess dauere derzeit noch an, sagte Stadtsprecherin Christine Weber auf PNN-Anfrage. Laut Protokoll hat die Da-Vinci-Schule zudem ein neues Sportkonzept genehmigt bekommen, wonach nicht mehr alle Unterrichtsstunden vor Ort stattfinden müssen. Grundsätzlich aber schätzt Schulamtleiter Dietmar Weiberlenn die Situation eher zurückhaltend ein: „Eine Verbesserung ist aus aktueller Sicht nicht möglich, aber auch keine Verschlechterung.“ Geprüft werde auch, ob die Rettungswege für die Turnhalle – angesichts der Überbelegung – noch ausreichend seien, hieß es weiter.

Bekanntlich soll die Da-Vinci-Schule die Halle noch bis Mitte 2016 nutzen, dann zieht die Schule in ihr neues, im Bau befindliches Gebäude an der Esplanade. Stattdessen soll dann in der Haeckelstraße ein neues Gymnasium eröffnen. Stadtsprecherin Weber sagte, dann werde auch eine reguläre Turnhalle errichtet, die 2018 öffnen könnte.

Zugleich deutete Weiberlenn an, dass an weiteren Potsdamer Schulen zu viele Schüler zu wenig Platz beim Sportunterricht haben. Dazu erhalte sein Dezernat „von überall her Brandbriefe“. Unter anderem liege das daran, dass das Bildungsministerium nach der Wende die Zahl der Sportstunden pro Woche von eins auf zwei erhöht habe – die Kapazitäten der Turnhallen in Potsdam seien an diese Vorgabe immer noch nicht angepasst.

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