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Landeshauptstadt: Befehle gibt es nur auf Deutsch – auch wenn die Granatierie exerziert Vereine präsentierten im Krongut stilecht preußische Geschichte

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Bornstedt. Lauter, schneller Trommelwirbel, beißender Rauch steigt in die Nase – doch die Männer verziehen keine Miene, blicken ernst zu ihrem Oberst und warten auf die Befehle. Schließlich sind sie die Langen Kerls. „Hier wird nicht gelacht!“ Äußerst streng weist Bataillons-Capitän Matthias Leyer einen Soldaten zurecht, der es sich herausgenommen hat, zur traditionellen Uniform einen hochmodernen Zeitmesser aus dem 21. Jahrhundert zu tragen. Wenn es darum geht, die Historie stilgerecht dem Publikum zu demonstrieren, kennt der Vereinsvorsitzende keine Gnade. Da bleiben selbst die aus Italien angereisten „Granatierie Brandenburghesi“ nicht verschont – zusammen mit 18 weiteren Vereinen aus Deutschland und Italien präsentierten die Soldaten vor historischer Kulisse preußische Geschichte. Damals von den Brandenburgern aus der Belagerung der Franzosen befreit, trugen die „Granatierie Brandenburghesi“ beim sonnabendlichen Treffen im Krongut Bornstedt unter dem Motto „Beim Alten Fritz zu Gast“ die originale Preußen-Uniform, mussten vom Potsdamer Leyer aber erst die deutschen Befehlsformen lernen, bevor es zum eigentlichen Exerzieren ging. Eindeutig charmanter verlief die historische Modenschau. Die weiblichen Vereinsmitglieder führten auf dem Marktplatz traditionelle Kleider vom barocken Bustier bis zur sittlichen Biedermeier-Mode vor und erklärten dazu die kulturellen Hintergründe. Doch ob Langer Kerl oder holdes Kindermädchen, an diesem Wochenende waren alle hart im Nehmen, verbrachten sie doch die Nächte im Biwak, dem traditionellen Feldlager, das auf der Seeterrasse aufgebaut war. Viele hatten Schlafsäcke mitgebracht, doch einige begnügten sich mit einer simplen Strohunterlage zum Ruhen. „Das gehört dazu, wenn man diese Zeit liebt“, erklärte eine Biwak-Bewohnerin. Es muss wohl die Leidenschaft zur Historie sein, wenn selbst ein Hamburger zu Besuch ins Krongut kommt: „Die preußische Geschichte hat mich schon immer fasziniert, da schaue ich mir in der Freizeit so was an.“ Verständlich, wenn selbst der Alte Fritz auf dem Balkon des Herrenhauses erscheint und sich vom 6. Thüringer Infanterieregiment ein Ständchen zum großen Aufmarsch der Vereine auf dem Marktplatz spielen lässt. Wenn schon nicht durch die imposanten Größen der Kerls, so dürften spätestens beim Salutschießen mit der Kanone Besucher und Schausteller gleichermaßen beeindruckt gewesen sein. Linda Könnecke

Linda Könnecke

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