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Einmal das Zeugnis beglaubigen lassen, das ist in Teltow kostenfrei. In Potsam wird es teuer.

© dpa (Symbolbild)

Beglaubigungen in Potsdam: Beglaubigt und abkassiert

In Potsdam kostet Geld, was anderswo umsonst ist: Zum Beispiel Beglaubigungen für eine Studienbewerbung können dann mal schnell 90 Euro kosten. In Teltow hätte ein junger Mann dafür nichts zahlen müssen.

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Potsdam - Mit 92,20 Euro könnte man so einiges anfangen: Zum Beispiel kann man ungefähr für diese Summe mit einer bekannten Billigfluglinie von Schönefeld aus ins süditalienische Neapel fliegen. Auch eine Nacht im Hotel Mercure kann man sich fast leisten – Frühstück nicht inbegriffen. Ein Potsdamer Student musste das Geld aber kürzlich in die Stadtkasse zahlen, weil er sich Zeugnis-Kopien beglaubigen ließ. Die brauchte er, um sich für ein Master-Studium an zwei Universitäten bewerben zu können. Die Unis geben sich nämlich mit einfachen Kopien nicht zufrieden – ein amtlicher Stempel muss her. Auf Papier. Auch im Jahr 2016 ist das noch so. Dennoch erschien ihm die Summe etwas happig. „Wie sollen sich sozial schwache Personen solche Kosten leisten?“, fragte er. Ob Bildung ein Privileg für sozial Bessergestellte sei?

Besonders verwunderte den Potsdamer, dass ihn der gleiche Verwaltungsakt im benachbarten Teltow keinen Cent gekostet hätte. Tatsächlich sind „Beglaubigungen von Bescheinigungen und Zeugnissen für den Besuch von Schulen und Hochschulen“ dort gebührenfrei. So sieht es die Verwaltungsgebührensatzung Teltows vor. Für alle anderen Zwecke werden für die Beglaubigung einer Unterschrift oder eines Handzeichens, einer Abschrift oder einer Kopie pro Stück drei Euro verlangt.

Potsdamer Student beschwerte sich bei Jakobs

In Potsdam ist es anders. Die Beglaubigung eines mehrseitigen Zeugnisses kostet pro Stück 6,50 Euro. Einzelne Seiten 4,40 Euro. 50 Prozent Ermäßigung gibt es für Schüler, Studenten und Auszubildende. Doch auf den Bewerber trifft derzeit nichts davon zu. Außerdem sei ihm die Beglaubigung jeder einzelnen Seite separat berechnet worden, sodass am Ende die hohe Summe zustande kam. „Das macht mich sauer“, sagt er. Bezahlt habe er trotzdem. „Am 15. Juli ist Bewerbungsschluss.“ Mittlerweile habe er sich in einer Mail an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) beschwert. Von der günstigeren Regelung in Teltow wusste er zwar, nahm sie aber nicht in Anspruch, weil er annahm, dass sie nur für Ortsansässige gilt. Doch davon steht in der Teltower Satzung kein Wort. Und auch das Potsdamer Bürgeramt beglaubigt Dokumente von Nicht-Potsdamern.

Warum aber die unterschiedlichen Preise für die identische Dienstleistung? Die Gebührensatzung fällt ins Kommunalrecht. Bis 2013 waren die Beglaubigungen in Potsdam auch kostenlos. Weil andere Kommunen ihre Gebühren erhöhten, sei das Potsdamer Bürgeramt stark belastet gewesen, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. Über den Einzelfall könne er jedoch nichts sagen. Nur so viel: Der Bewerber werde eine Antwort auf seine Beschwerde bekommen. 

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