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Landeshauptstadt: Begleiter für alle Notfälle

20 Arbeitslose bieten kostenlosen Betreuungsdienst an

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Nach einer Augenoperation kann die alte Dame nur noch sehr schlecht sehen. Nicht nur die Preisschilder im Supermarkt sind für sie eine unüberwindliche Hürde, sie fühlt sich auch im Straßenverkehr unsicher. Da ist sie froh, dass sie Hans-Jörg Rudolph an die Hand nimmt. Gemeinsam wird so der Wochenendeinkauf bewältigt.

Hans-Jörg Rudolph, vor der Wende Elektromechaniker, der Haushaltsgeräte reparierte und sich vor Arbeit kaum retten konnte, ist seit 2002 arbeitslos, unterbrochen durch eine ABM. Nun wurde er mit elf Frauen und acht weiteren Männern von der Potsdamer Hartz-IV-Agentur Paga für ein neues ABM-Projekt vermittelt, das durch Gelder des Europäischen Sozialfonds und der Paga finanziert wird. Es nennt sich Betreuungsdienst, ist erst einmal auf ein halbes Jahr befristet, die 20 Helfer arbeiten kostenlos. Träger der Maßnahme ist der Verein „Mit uns gelingt“s“ (MUG) mit Sitz in Babelsberg.

Günther Krause, der für die Maßnahme beim MUG-Verein zuständig ist, erläutert, was der Betreuungsdienst alles anbieten kann, beziehungsweise was er nicht darf. „Wir dürfen keinem kommerziellen Anbieter die Arbeit wegnehmen“, erklärt er gleich die wichtigste Einschränkung. „Wir sind nur ein Hilfsservice. Wir übernehmen zum Beispiel die Begleitung zum Arzt oder sehen nach dem Rechten, wenn jemand aus dem Krankenhaus entlassen wurde, unterstützen Arbeitsuchende bei Behördengängen und der Vorbereitung auf die Bewerbung“, zählt Krause auf. Und er nennt in der Kinderbetreuung das Beispiel einer alleinstehenden Mutter, die in Frühschicht arbeitet, ihr Kind aber noch nicht so zeitig in der Kita abgeben kann. Eine „Aushilfs-Oma“ übernimmt jetzt das Wecken des Kindes und begleitet es zur Kita.

„Natürlich“, sagt Manfred Möller, Leiter des Betreuungsdienstes, „muss sich da ein Vertrauensverhältnis aufbauen.“ Aber die Paga habe die Leute für dieses Projekt sehr gut ausgesucht. In einer 150-Stunden-Schulung wurden alle auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet. Auch ein Bewerbungstraining gehörte dazu. Und das ist nicht nur als Hilfe für andere gedacht, sondern auch im eigenen Interesse. Denn, wenn alles perfekt läuft, soll die Maßnahme in einer Beschäftigung auf dem 1. Arbeitsmarkt münden. Zwei junge Frauen steuern den schon an. Sie wollen sich als Tierbetreuungsservice selbstständig machen. Ob bei den anderen Ähnliches klappt, sieht Krause allerdings eher skeptisch. Er hofft dagegen, dass das Projekt eine Verlängerung erfährt, denn der Bedarf ist da. Seit Mitte September habe es schon 37 Einsätze gegeben und für den Oktober liegen bereits Vorbestellungen vor. Hans-Jörg Rudolph hat bei seiner sehbehinderten alten Dame jedenfalls eine Dauerstellung als Einkaufshelfer. Hella Dittfeld

Der Betreuungsdienst ist über Tel.: (0331) 747 53 24 zu erreichen.

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