
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Beim Arbeiten erwischt
Heute erhält die Potsdamerin Bettina Bauer den Bundesverdienstorden
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Als Bettina Bauer im Oktober aus einem langen Urlaub zurückkam, fand sie im dicken Poststapel einen ganz besonderen Brief. Das Bundespräsidialamt fragte, ob sie etwas dagegen hätte, den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zu empfangen. Sie sollte sich melden. Bettina Bauer hatte nichts dagegen, im Gegenteil, sie war aufgeregt und freute sich – aber die Frist zur Rückmeldung war schon längst abgelaufen. Sie rief trotzdem an und alles konnte geregelt werden. Am heutigen Freitag wird Bettina Bauer aus Potsdam mit 25 weiteren Bundesbürgern in Berlin für ihr ehrenamtliches Wirken ausgezeichnet.
Wer sie dafür vorgeschlagen hat, weiß sie nicht. Viele könnten das gewesen sein, denn Bettina Bauer ist in so einigen Vereinen und Gremien aktiv. Sie ist Vorsitzende des Gemeindekirchenrats auf Hermannswerder, ist Mitglied der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche und engagiert sich in der Johanniter-Hilfsgemeinschaft Potsdam. Mitglied dürfen da nur Männer sein, aber die Johanniter-Ritter, wie ihr Mann Johann-Peter Bauer einer ist, wären wohl nur halb so schlagkräftig ohne die Frauen an ihrer Seite, heißt es.
Schließlich ist sie bei der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) aktiv, die eng mit den Johannitern kooperiert. Der Brandenburger DMSG-Verband kümmert sich um Erkrankte und deren Familien im ganzen Land, die regelmäßig besucht und manchmal auch finanziell unterstützt werden. Bis vor Kurzem war Bauer noch selbst im ganzen Land unterwegs, nun aber ist sie 70 Jahre alt und teilt ihre Kräfte ein – für die Arbeit vor Ort. Gerade hat sie wieder einmal das jährliche Benefizkonzert und die Adventsfeier der DMSG organisiert. Immer gibt es etwas zu tun, telefonieren, Briefe schreiben, Akten sichten; sie geht zu Sitzungen, macht Besuche, fährt mit dem Rad los und hängt Plakate auf, backt Kuchen für Veranstaltungen und interne Sitzungen. Ihr Apfelkuchen ist legendär, schwärmt ihr Mann. Im Übrigen sei der zwei Meter lange, massive Esstisch, auf dem zurzeit ein Adventskranz nach Immergrün duftet, selten so frei geräumt, sagt ihr Mann. „In der Regel liegen hier ihre Briefe und Papierstapel.“ Aber er unterstützt sie voll und ganz. Es ist wichtig, sagen beide, dass der Partner das akzeptiert.
Zwei erwachsene Kinder und fünf Enkel hat das Paar, das aus Norddeutschland über einige Umwege Anfang der 1990er-Jahre nach Potsdam kam. Ein bisschen sind die Kinder daran schuld, dass Bettina Bauer, gelernte Buchhändlerin und Bibliothekarin, so aktiv ist. Als die Kinder in die Schule kamen, wurde sie Mitglied im Elternbeirat, dann machte sie einen Trainerschein und leitete erst eine Kinderturngruppe, dann den Kurs Seniorenturnen.Irgendwie wurde es einfach immer mehr. Drei bis vier Stunden sind es bestimmt am Tag, die sie für ihre vielen Aufgaben aufbringt. „Es gibt den Spruch: Wen der liebe Gott einmal bei der Arbeit erwischt hat, dem gibt er immer neue“, sagt sie und lacht.
Heute also wird sie dafür von Bundespräsidenten Joachim Gauck den Orden bekommen, eine Medaille. Sie freut sich darauf, die anderen Ausgezeichneten kennenzulernen, Barbara Schöneberger zum Beispiel und Cosma Shiva Hagen. „Ich hoffe, sie bringt ihre Mutter mit“, sagt sie. Vier Gäste darf jeder mitnehmen nach Berlin. Bettina Bauer begleiten Pfarrer Reinhart Lange von Hermannswerder und Agnes Gerlach vom Johanniter-Vorstand, ihr ältester Enkel und natürlich ihr Mann. Der hat schon Erfahrung mit solchen wichtigen Terminen. 2009 wurde er selbst ausgezeichnet, bekam von Horst Köhler den Verdienstorden am Bande. Der sei zu solchen Feierlichkeiten öffentlich zu tragen, sagt Johann-Peter Bauer, das erwarte der Präsident. Aber weil ihm der fette Orden dann doch zu groß ist, wird er sich heute nur die kleine Ansteckvariante des Ordens ans Revers heften.
Über Joachim Gauck sagt Bettina Bauer: „Ich finde, er ist ein sehr guter Präsident.“ Sie hat Respekt vor Menschen wie Gauck und Angela Merkel, die immer unterwegs sind und wichtige Entscheidungen treffen und verantworten müssen. Ein bisschen kann sie das nachvollziehen. Auch Bettina Bauer muss Gelder verwalten, Personalentscheidungen mittragen. Sie wünscht sich, dass mehr junge Leute sich dauerhaft engagieren, nicht nur für kurzfristige Projekte. Dranbleiben und durchhalten ist wichtig, sagt sie.
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