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Landeshauptstadt: Beim Fischerfest schon Fisch zum Frühstück

Kaum ein freies Plätzchen bei Mario Weber zu finden / Freud und Leid mit den Touristen

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Daran, dass Mario Weber Potsdams einziger noch amtierender Fischer ist, kann es nicht liegen. Am Wochenende ist es bei seinem 13. Fischerfest wieder rappelvoll und an den Essenständen bilden sich zur Mittagszeit lange Schlangen. Der Andrang hat wohl eher damit zu tun, dass sich Qualität und familiäre Atmosphäre des Festes herumgesprochen haben. Fisch in allen Variationen heißt das Angebot, dazu gibt es Bier aus der Braumanufaktur, aber auch Kaffee, Kuchen und Bio-Eis vertragen sich offenbar mit Fisch. Und so ist auch an diesem Wochenende an den Tischen kaum noch ein Plätzchen zu finden, Familien haben auf der Wiese ihre Decken ausgebreitet und selbst der Bootsanlegesteg ist besetzt. Während die Erwachsenen bei Shanty-Klängen und musikalischen Ausflügen bis nach Tirol schunkeln, können die Lütten, verpackt in knallrote Schwimmwesten, mit Fischer Mario auf Piratentour gehen. Das macht Spaß und belebt das Geschäft. „Wenn die Kinder beschäftigt sind, bleiben die Eltern länger“, sagt Geschäftsmann Weber lachend.

„Mit den Fischerfesten fing es ganz langsam an“, bestätigt der braungebrannte Fischer, der die Fischereirechte für den Havelseenbereich zwischen Glienicker Brücke und Brandenburg besitzt. „Inzwischen ist es immer mehr geworden. Wenn ich beim Fischerfest um 10 Uhr beginne, stehen die ersten schon vor der Tür und wollen Fisch zum Frühstück.“ Am Anfang sei das Fest ein Dankeschön an die Stammkunden gewesen, doch inzwischen habe es sich herumgesprochen, dass man hinter Potsdams letztem Stück Stadtmauer beim Fischer gut aufgehoben sei. Ernst-Jürgen Schulisch als gebürtiger Potsdamer geht sogar noch weiter. „Ein Tag ohne Fisch ist ein verlorener Tag“, sagt er. Der Senior liebt die gemütliche Atmosphäre und findet, an der hätte auch Zille seine Freude. Im Sommer fährt Weber alle zwei Tage zum Fischen hinaus, im Winter sogar jeden Tag. Urlaub kannte er seit Jahren nicht mehr, und dass er noch mal eine Hilfe beim Fischen findet, daran glaubte er schon nicht mehr. Immer wieder schmissen Lehrlinge die Ausbildung hin, nachdem sie die Härte des Geschäft am eigenen Leibe verspürt hatten. Doch Wunder gibt es immer wieder und in Webers Fall heißt es Nico Heer. Schon knapp zwei Jahre hält der junge Mann durch und fühlt sich dabei wohl. „Ich habe in diesem Jahr sogar eine Woche Urlaub gemacht und Nico das Revier überlassen“, sagt Weber und macht einen hochzufriedenen Eindruck. „Eine Woche Urlaub ist aber genug“, fügt er hinzu. Die Arbeit rufe. Jetzt komme die Zeit des Zanders, in Ruhlsdorf das Rübchenfest, an dem er sich beteilige und dann sei ja auch schon wieder Weihnachten ran. Neben dem Eigenfang aus der Havel, der beim Fischerfest 30 Prozent des Angebotes ausmacht, kauft Weber Fisch hinzu und verarbeitet ihn. Damit liege er gut im Trend, bei anderen Fischern sei der Kaufanteil viel höher.

Mit seinen Fangergebnissen ist Weber also zufrieden, mit den Bootstouristen weniger. Natürlich gehören auch sie zu seinen Kunden, doch die Fahrkünste der Hobby-Kapitäne machen ihm schwer zu schaffen. „Sie zerreißen mir immer wieder die Reusen. Sogar wenn mein Boot direkt daneben liegt.“ Wie man das ändern könne? Mario Weber zuckt mit den Achseln. Hella Dittfeld

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