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Homepage: Beim Forschen begleiten, statt behindern
Die Fachhochschule Potsdam untersucht in der Forscherwelt Blossin die ideale Kommunikation zwischen Erziehern und Kindern
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Woraus besteht eigentlich Feuer? Was ist Unendlichkeit? Und wer legt fest, was die Wörter bedeuten? Das sind einige der vielen Fragen, mit denen sich Kita-, Hort- und Schulkinder in der Lernwerkstatt der „Forscherwelt Blossin“ im Landkreis Dahme-Spreewald intensiv beschäftigen. Gemeinsam mit ihren Erziehern und Lehrern erleben, erforschen und entdecken sie bei ein- und mehrtägigen Forscheraufenthalten die Welt. Die Lernwerkstatt auf dem Gelände des Jugendbildungszentrums Blossin existiert seit Juni 2012 und kommt bei Erwachsenen und Kindern sehr gut an. Jetzt wird das Projekt selbst zum Forschungsobjekt – dank einer Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam.
Frauke Hildebrandt, pädagogische Leiterin des Modellprojektes „Forscherwelt Blossin“ und seit dem vergangenen Wintersemester FH-Professorin im Studiengang Bildung und Erziehung in der Kindheit, sieht darin einen Gewinn für alle Beteiligten: „Die Studierenden der Fachhochschule bekommen einen neuen Praxis-Lernort und die Forscherwelt wird erstmals selbst erforscht.“ In Blossin können die Studierenden die Kommunikation zwischen Erwachsenen und Kindern beobachten, analysieren und optimieren. Davon profitieren alle, denn für Pädagogen bietet die Forscherwelt viele Anregungen für die eigene Arbeit. Die Erwachsenen lernen, die Kinder beim eigenständigen Erforschen zu begleiten, ohne sie zu behindern. „Wir nennen das sustained shared thinking“, erklärt Hildebrandt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen die Lernprozesse der Kinder noch besser verstehen und pädagogische Konzepte entwickeln.
Schon jetzt sind die Studierenden sehr interessiert an den Praxistagen in Blossin. Hildebrandt strebt an, dass alle Studierenden wenigstens einmal in das wenige Kilometer südöstlich von Berlin gelegene Blossin fahren. Das großzügige, bewaldete Gelände direkt am Wolziger See bietet eine liebevoll gestaltete Innen- und Außenwelt, eine Mensa sowie Unterkünfte für Kitagruppen und Schulklassen an. Gefördert wurde die Forscherwelt vom Bildungsministerium des Landes Brandenburg und von der Stiftung „Jugendmarke“. Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ finanzierte die Ausstattung. Alle Beteiligten profitieren davon, einmal aus der gewohnten Umgebung herauszukommen. Erzieherinnen und Erzieher beobachten, wie die Pädagogen der Forscherwelt mit den Kindern umgehen, erfahren mehr über die Bildungsprozesse der Kinder und reflektieren ihre eigenen pädagogischen Interaktionsmuster.
In der Lernwerkstatt bekommen Kinder zwischen drei und zwölf Jahren Unterstützung beim selbstständigen Forschen, beim kritischen Denken und bei der kreativen Ideenfindung. „Es ist Klassenfahrt und Fortbildung zugleich“, beschreibt Hildebrandt das Angebot, das sich ausdrücklich nicht auf den Bereich der Naturwissenschaften beschränkt. „Wir erweitern den Forscherbegriff und unterstützen die Kinder beim Explorieren“, so Hildebrandt. Draußen gibt es Gelegenheiten zum Bauen und Buddeln sowie zum Experimentieren mit Wasser. Im Garten kommen die Kinder der Kunst in der Natur auf die Spur. Musik und Tanz gehören ebenso dazu wie Fallexperimente und die Geheimnisse des Feuers. Innen stehen den Gruppen eine Küche und ein Labor zur Verfügung. Für die Themen Akustik, Licht und Schatten sowie Elektrizität gibt es ebenfalls entsprechend gestaltete Bereiche. Auch eine Recherche-Ecke mit Bibliothek und Computer steht den Kindern zur Verfügung.
Sind die Kinder erst einmal in der „Forscherwelt Blossin“, dauert es nicht lange und die Fragen der Kinder sprudeln nur so. Wie von selbst entstehen anspruchsvolle gemeinsame Forschersituationen. Hildebrandts Erklärung dafür: „Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie stellen Fragen nach Gründen und Zusammenhängen. Und die Umgebung in Blossin hat Aufforderungscharakter.“ Maren Herbst
Maren Herbst
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