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PNN-Serie: Flüchtlingshelfer in Potsdam: Beim Fußball aus dem Trott rauskommen

„Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers.

Von Katharina Wiechers

Stand:

Ich lebe mit meiner Familie in Potsdam, arbeite aber als Polizist in Berlin. Dort hab ich viele Berührungspunkte mit Flüchtlingen. Es gab für mich ein Schlüsselerlebnis: Meine Kollegen und ich waren eines Nachts an der Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne in Berlin eingesetzt, als ein paar Busse mit Flüchtlingen angekommen sind. Ich habe noch genau das Bild von einer Familie vor Augen, die vorne im Bus saß – Vater, Mutter, Kind. Sie wurden von einem Kameramann von der Presse angeleuchtet und der Anblick der drei hat bei mir einfach etwas ausgelöst, ich bin selbst Vater von zwei Kindern. Ich habe mir gesagt, man muss einfach mal was machen, man kann nicht immer nur diskutieren.

Fußballturnier am 24. Oktober

Ich trainiere in meiner Freizeit eine Kinderfußballmannschaft bei Fortuna Babelsberg und organisiere jetzt ein Fußballturnier am 24. Oktober, an dem auch eine Mannschaft aus Flüchtlingskindern teilnehmen soll. Ich will, dass die Kinder und auch die Eltern mal rauskommen aus ihrem Trott. Statt mit latentem Rassismus oder sogar offenem Hass konfrontiert zu sein, sollen sie merken, dass sie bei uns aufgenommen werden, dass wir sie integrieren wollen. Sie sollen einfach einen schönen, unbeschwerten Tag haben und sich um nichts kümmern müssen.

Wir versuchen, einen Fahrdienst zu organisieren und die Kinder samt Eltern in den verschiedenen Potsdamer Unterkünften abzuholen. Die Potsdamer Eltern wollen ein Büfett organisieren, außerdem soll es eine Hüpfburg geben. Ich habe die Eltern auch gebeten, zu Hause nachzusehen, ob sie noch Fußballschuhe oder Stutzen übrighaben, die sie mitbringen wollen. Außerdem soll von den Zuschauern bei dem Turnier eine freiwillige Spende als Eintritt genommen werden, die den Flüchtlingen zugutekommen soll. Zudem können an dem Tag auch Sachspenden abgegeben werden. Noch gibt es in Potsdam ja keine zentrale Sammelstelle dafür. Aber zur Not lager ich die Sachen eben bei mir im Keller ein, bis sie gebraucht werden. Ich hoffe, dass sich noch ein paar Flüchtlingskinder anmelden für das Turnier. Ich bin in letzter Zeit viel von Unterkunft zu Unterkunft gefahren und habe versucht, Kinder für das Turnier zu gewinnen. Ich glaube, dass es ein schöner Tag wird. Für alle.

Zur Person: MARCUS MÜLLER, 36, organisiert ein Fußballturnier mit Flüchtlingskindern

Sind Sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an potsdam@pnn.de

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