WIEDEMANN bildet: Beiträge zur politischen Meinungsbildung?
Die letzten Wochen hatten zumindest kolumnentechnisch ein ziemlich hohes Potenzial zum Thema Bildung und Medien: Es gibt ab Januar 2011 einen neuen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag, der versucht mit Methoden aus der Zeit der analogen Medien (Alters- oder Sendezeitkennzeichnungen), den Herausforderungen der digitalen Medien (Internet) gerecht werden. Ich finde es schon erstaunlich, dass eine Gesellschaft, die es weder schafft, einheitliche Bildungsstandards für alle Bundesländer zu definieren, noch in der Lage ist, international wettbewerbsfähige Bildungsangebote zu entwickeln (Pisa-Studie), sich auf Schutzkriterien einigt, die weder wissenschaftlich gesichert noch technologisch umsetzbar scheinen.
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Die letzten Wochen hatten zumindest kolumnentechnisch ein ziemlich hohes Potenzial zum Thema Bildung und Medien: Es gibt ab Januar 2011 einen neuen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag, der versucht mit Methoden aus der Zeit der analogen Medien (Alters- oder Sendezeitkennzeichnungen), den Herausforderungen der digitalen Medien (Internet) gerecht werden. Ich finde es schon erstaunlich, dass eine Gesellschaft, die es weder schafft, einheitliche Bildungsstandards für alle Bundesländer zu definieren, noch in der Lage ist, international wettbewerbsfähige Bildungsangebote zu entwickeln (Pisa-Studie), sich auf Schutzkriterien einigt, die weder wissenschaftlich gesichert noch technologisch umsetzbar scheinen. Glaubt die Politik wirklich, dass man die Internetangebote mit Alterskennzeichnungen und Zeitfestlegungen (dieser Beitrag darf erst ab 22 Uhr ins Netz gestellt werden!) regulieren kann und aus meiner Sicht überhaupt sollte? Den problematischen Inhalten im Netz sollte man eher durch eine Stärkung der Medienkompetenz von Eltern und Kindern begegnen!
Mit Medienkompetenz ist auch mein zweites Thema verbunden: Viele Mitglieder der HFF „Konrad Wolf“ waren in der vergangenen Woche zu Recht empört, als sie von einer Entscheidung der Konferenz der Intendanten der ARD hörten, einen bisher gesicherten Sendeplatz im Abendprogramm für Dokumentationen einer weiteren (fünften!) wöchentlichen Talkshow zu opfern und die Dokus ins Spätabendprogramm (22.45 Uhr) zu verbannen. Dagegen haben der Staatsminister für Kultur und Medien aber auch diverse Verbände mit wenig Erfolg protestiert. Natürlich bin ich auch gegen diese Veränderung von Sendeplätzen in dem auch von mir bezahlten Qualitätsfernsehen. Irritierend finde ich besonders eine Begründung des Programmdirektors der ARD, dass die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Problemlagen unserer Zeit ein weiteres Talk-Format zur Meinungsbildung der Zuschauer in der besten Sendezeit erfordern. Können also Dokumentationen und Dokumentarfilme, wie die ausgezeichneten Projekte des rbb á la „24h Berlin“ oder „20xBrandenburg“, die Filme von Volker Koepp oder Thomas Schadt nur ein Beitrag zur Meinungsbildung im Spätabendprogramm des Fernsehens sein? Kann man Politik, Bildung, Ökonomie, Kultur, Sport, Medizin, Umwelt etc. wirklich nur noch massenkompatibel mit Hilfe von Talkshows im Fernsehen anbieten? Ich glaube das nicht und ich glaube auch nicht, dass die Talkshows einen Beitrag zur Diskussionskultur liefern. Die angesprochenen Probleme werden in Form einfacher Lösungen geklärt, so dass sich Zuschauer wundern, warum eigentlich die Politiker in den Regierungen oder die Wissenschaftler in ihren Instituten nicht zu ebenso einfachen Lösungen kommen?
Das dritte Ereignis zum Thema Medienkompetenz sind die Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie, in der den deutschen Schülern eine unterdurchschnittlich entwickelte Lesekompetenz bescheinigt wird. Liebe Leserinnen und Leser meiner Kolumne, nutzen Sie bitte das Weihnachtsfest und schenken Sie Ihren Kindern oder Enkelkindern viele Bücher.
Unser Autor Dieter Wiedemann ist seit zehn Jahren Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg. Er hat zahlreiche Publikationen zu Film und Fernsehen sowie zur Aufarbeitung und Wertung des DEFA-Filmerbes und des DDR- Kinderfernsehens verfasst.
Dieter Wiedemann
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