zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Beleidigung im Amt

Amtsrichter muss zahlen / Verfahren aber eingestellt

Stand:

Thorsten G. soll eigentlich Fragen des Insolvenzrechts am Potsdamer Amtsgericht beurteilen – doch nun muss er wegen offenbar beleidigenden Äußerungen während seines Jobs eine „erhebliche Geldsumme“ zahlen. Gestern bestätigte der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Wilfried Lehmann, dass zwei Verfahren gegen Thorsten G. zwar eingestellt worden sind – aber der Amtsrichter in einem Fall eine „erhebliche Geldzahlung“ leisten muss. Insider sprechen von einem Monatsgehalt.

Thorsten G. war von zwei Männern unter anderem wegen Rechtsbeugung und Beleidigung angezeigt worden. Geld hat ihn nun eine Auseinandersetzung mit einem irakischstämmigen Arzt aus Rathenow gekostet: Diesen soll er beleidigt haben. Dabei sollen auch fremdenfeindliche Äußerungen gefallen sein. In dem anderen, völlig eingestellten Verfahren, ging es um eine Insolvenz-Verhandlung gegen einen Bauunternehmer aus Luckenwalde: Diesem hatte Thorsten G. einen Haftbefehl ausgestellt, den kurz darauf das Potsdamer Landgericht nach einer Beschwerde als rechtswidrig eingestuft hatte. „In diesem Fall konnten wir keinen Tatverdacht für eine bewusste Rechtsbeugung erkennen“, sagte Lehmann den PNN. Thorsten soll den Bauunternehmer dabei aber auch als „Lügner“ und „Verbrecher“ beschimpft haben.

Im Insolvenzrecht geht es um drohende oder bestehende Zahlungsunfähigkeit von Angeklagten, deren wirtschaftliche Existenz von Gerichtsentscheidungen abhängen kann. Emotionale Reaktionen, auch von Beschuldigten, gelten als häufig – denen Richter gewachsen sein müssen. Unzweifelhaft sei dabei in beiden Fällen, so Staatsanwalt Lehmann, dass sich der Amtsrichter im Ton vergriffen habe. Dazu soll es nach PNN-Informationen noch zwei weitere Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Thorsten G. gegeben haben.

Dabei gilt Thorsten G. als erfahrener Richter, neben seinem Amt sitzt er im Vorstand des Berlin-Brandenburger Arbeitskreises für Insolvenzrecht. Das Amtsgericht selber möchte die Vorwürfe gegen den Insolvenzrechtler seit Monaten nicht kommentieren. „Dazu sagen wir nichts“, so Sprecher Wolfgang Peters. Auch Thorsten G. und Gerichtspräsidentin Christiane Dreusicke würden sich nicht öffentlich äußern wollen. Henri Kramer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })