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Landeshauptstadt: Bergmann-Klinikum verhandelt mit den Johannitern E
ntscheidung über Kauf des Bad Belziger Krankenhauses bis zum Jahresende.
- Peer Straube
- Thomas Lähns
Stand:
Potsdam / Bad Belzig - Noch hält man sich in Potsdam bedeckt. „Wir stehen noch ganz am Anfang der Verhandlungen“, sagte Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann den PNN. Das städtische Bergmann-Klinikum will den Johannitern 74,9 Prozent der Anteile am Bad Belziger Johanniter-Krankenhaus abkaufen. Die notwendige Zustimmung der Gremien, also der Aufsichtsräte und der Stadtverordnetenversammlung, hoffe man bis Jahresende zu erhalten, hieß es.
„Beide Häuser ergänzen sich ideal“, sagte Klinikum-Geschäftsführer Steffen Grebner. Ziel sei es, die medizinische Versorgung der Bevölkerung im Landkreis Potsdam-Mittelmark zu sichern, so Grebner. Aussagen darüber, ob und welche Umstrukturierungen im Falle eines Kaufs im Bad Belziger Krankenhaus gemacht werden, ob medizinische Bereiche zusammengelegt oder gar geschlossen werden oder ob alle 262 Mitarbeiter ihren Job behalten werden, könnten derzeit noch nicht gemacht werden, hieß es.
Am gestrigen Donnerstagabend wurden die Pläne dem Aufsichtsrat des Bergmann-Klinikums vorgestellt. Vizeaufsichtsratschef Burkhard Exner (SPD), zugleich Finanzdezernent, sagte den PNN auf Anfrage, die Stadt werde erst nach Abschluss der Kaufverhandlungen eine Empfehlung abgeben. Dem Projekt stehe man aufgeschlossen gegenüber.
Bereits vor fünf Jahren, als das damalige Kreiskrankenhaus Belzig zu drei Vierteln privatisiert worden war, hatte das Potsdamer Klinikum Interesse angemeldet. Allerdings war man frühzeitig aus dem Bieterverfahren ausgeschieden, weil Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in mündlichen Verhandlungen mehr zugesagt hätte, als schließlich im Angebot stand, wie der damalige Landrat Lothar Koch (SPD) im Nachhinein erklärte. Zudem hatte der Landkreis Potsdam-Mittelmark befürchtet, dass das Fläming-Krankenhaus zu einer Portal-Klinik degradiert werde, in der die meisten Fälle gleich nach Potsdam durchgewinkt werden.
Diese Befürchtungen gibt es auch jetzt wieder, wie Rudolf Werner, Chef der CDU-Fraktion im Kreistag und Mitglied im Kuratorium des Krankenhauses, gestern auf PNN-Anfrage erklärte. Der Landkreis hält nach wie vor 25,1 Prozent der Gesellschaftsanteile. „Unser Interesse war und ist es, das Krankenhaus für den ländlichen Raum zu sichern“, erklärte Werner. Ob das Potsdamer Klinikum dies leisten könne, werde sich in den Vertragsentwürfen zeigen müssen.
Dafür waren vor fünf Jahren auch die Johanniter angetreten, die auch die Spezialklinik für Rheumatologie in der Nachbarstadt Treuenbrietzen betreiben. Von der Nähe hatte man sich Synergieeffekte erhofft. „Es ist sehr bedauerlich, dass es ihnen in den vergangenen fünf Jahren nicht gelungen ist, die medizinische Versorgung zu stabilisieren“, so Werner. Der Kaufpreis damals lag bei rund vier Millionen Euro.
Das Bad Belziger Krankenhaus gilt fünf Jahre nach der Teil-Privatisierung als wirtschaftlich angeschlagen, unter der letzten Bilanz aus dem Jahre 2010 steht ein Minus von 2,6 Millionen Euro, wie im aktuellen Beteiligungsbericht des Landkreises deutlich wird. „Mittlerweile haben wir viel davon aufgeholt“, erklärte Johanniter-Sprecherin Regina Villavicencio gestern – ohne konkrete Zahlen zu nennen. Seit dem vergangenen Jahr wird ein Sanierungskonzept umgesetzt, das für Ende 2012 eine schwarze Null angepeilt hatte. Die zu erreichen werde aber schwierig, räumte die Sprecherin ein.
Teil des Sanierungsplans ist unter anderem die Zusammenlegung der Krankenhausverwaltung mit jener der Treuenbrietzener Klinik gewesen. Das ist geschehen. Ein weiterer Aspekt war das Angebot zusätzlicher Leistungen. Doch Ärzte für Honorar einzukaufen sei ein teures Unterfangen. „Das Klinikum ,Ernst von Bergmann’ hat da ganz andere Möglichkeiten“, so die Johanniter-Sprecherin.
Die Johanniter hatten nach der Übernahme laut eigenen Angaben insgesamt 3,5 Millionen Euro in die Medizin- und Gebäudetechnik investiert, unter anderem wurde ein Computertomograph angeschafft. Das Geld will man nun allerdings vom Landkreis zurückfordern – denn der Investitionsbedarf sei beim Verkauf vor fünf Jahren nicht bekannt gewesen, so die Argumentation. Seit dem vergangen Jahr läuft ein Rechtsverfahren vor einem Potsdamer Schiedsgericht.
Aber nicht nur die Bilanzen sind im Moment noch eine Baustelle: Auch die Angestellten geraten immer häufiger an ihre Grenzen, weil es offenbar an Personal fehlt. Waren 2010 noch 295 Mitarbeiter beschäftigt, sind es heute gut 30 weniger. Medienberichten zufolge machen sich Überarbeitung und Unzufriedenheit breit, von einem Krankenstand von 20 Prozent ist die Rede. Zwar seien einzelne Stellen tatsächlich nicht neu besetzt worden, räumte Villavicencio ein, „aus unserer Sicht ist die Personalausstattung aber ausreichend“.
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