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Landeshauptstadt: Bergmann-Klinikum will Herzzentrum werden Antrag des Kommunalkrankenhauses beim Land / Hintergrund: Streit mit Krankenkasse AOK um neue Methode der Herzklappen-Implantation

Innenstadt - Das Klinikum „Ernst von Bergmann“ will drittes Herzzentrum im Land Brandenburg werden. Das hat das städtische Großkrankenhaus beim brandenburgischen Gesundheitsministerium beantragt, erklärte der ärztliche Direktor, Prof.

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Innenstadt - Das Klinikum „Ernst von Bergmann“ will drittes Herzzentrum im Land Brandenburg werden. Das hat das städtische Großkrankenhaus beim brandenburgischen Gesundheitsministerium beantragt, erklärte der ärztliche Direktor, Prof. Hubertus Wenisch, den PNN. Bisher sind nur die Herzzentren Bernau und Cottbus durch die Landesregierung mit der herzchirurgischen Versorgung in Brandenburg beauftragt. Das Gesundheitsministerium teilte mit, gegenwärtig werde der Krankenhausplan des Landes weiterentwickelt. Im Rahmen dessen hätten die Krankenhäuser ihre Vorstellungen einzubringen – auch das Bergmann-Klinikum.

Der Weggang des bisherigen Chefarztes des Herz-Thorax-Gefäßzentrums, Prof. Franz Xaver Kleber, ändere nichts an den Plänen für den Aufbau einer Herzchirurgie am Bergmann-Klinikum, erklärte Wenisch. Das Klinikum und Kleber haben sich „einvernehmlich mit Wirkung zum 30. April 2012 getrennt“.

Der Hintergrund der Pläne für ein Herzzentrum in Potsdam ist unter anderem ein Streit zwischen dem Klinikum und Krankenkassen wie der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) über eine neue Methode der Implantation künstlicher Herzklappen mittels Katheter. Das sind Fiberstäbe, die in der Leistengegend in den Körper eingeführt werden und von dort bis ans Herz vordringen. Eine Öffnung des Brustkorbes bleibt dem Patienten erspart. „Das ist die Zukunft des Faches“, erklärte Wenisch. Laut Gabriele Rähse, Sprecherin der AOK Nordost, ist diese minimal-invasive Methode noch „doppelt so teuer wie ein Klappenersatz bei offenem Herzen“.

Ex-Bergmann-Chefarzt Kleber gilt als Experte auf dem Gebiet des interventionellen Aortenklappen-Ersatzes. 2008 unternahm Kleber mit dieser Methode den ersten Herzklappen-Ersatz in der Region Berlin-Brandenburg, damals noch im Unfallkrankenhaus Marzahn. 2009 implantierte Kleber erstmals am Bergmann-Klinikum eine Herzklappe. Wenisch versichert: Auch Klebers Interimsnachfolger, Prof. Klaus Bonaventura, könne Herzklappen mittels Katheder implantieren.

Aber heißt können auch dürfen? AOK-Sprecherin Rähse sagte den PNN, nach Ansicht der Krankenkassen „darf es keinen Klappenersatz am Bergmann-Klinikum geben“, das Klinikum „darf diese Eingriffe nach unserer Auffassung nicht durchführen“. Der Grund: Zur Sicherheit müsse bei der Katheter-Methode ein Herzchirurg, besser noch eine etablierte Herzchirurgie für etwaige Komplikationen bereitstehen. Komplette Herzchirurgien finden sich jedoch nur in Bernau und in Cottbus. „Die haben vom Land den Versorgungsauftrag für Herzchirurgie“ erklärte Gabriele Rähse. Den Klappenersatz dort zu machen habe auch „qualitative Aspekte“, es gehe „nicht nur ums Geld“. Die AOK-Sprecherin: „Noch“ sei die Operation am offenen Herzen „der sicherste Eingriff in der Herzchirurgie“. Im Juni werde die Schiedsstelle der Landesärztekammer im Herzklappen-Streit entscheiden.

Wenisch kontert: Die Krankenkassen könnten eine Leistung „bezahlen oder nicht“; sie könnten „einem Leistungserbringer aber keine medizinischen Maßnahmen verbieten“. Ein Herzchirurg aus Berlin sei bei den Herzklappen-Operationen Klebers immer anwesend gewesen. Medizinisch-technisch habe „immer das volle Backup bereitgestanden“.

Aber auch Wenisch plädiert mit Bezug auf den Herzklappen-Streit für ein Herzzentrum am Potsdamer Klinikum. Bei der interventionellen Implantation von Herzklappen könnte sein Haus ohne Herzchirurgie „irgendwann von der Entwicklung abgeschnitten sein“. Einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zufolge müssten Bernau und Cottbus keine Abstriche bei den Patientenzahlen machen. Herzpatienten aus Potsdam und Umgebung würden heute zumeist im Herzzentrum Berlin behandelt. „In einem anderen Bundesland“, so Wenisch.

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