Sport: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“
2:0 gegen Bayern München – der Fußballgott half Turbine Potsdam gestern beim Einzug ins DFB-Pokalfinale
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2:0 gegen Bayern München – der Fußballgott half Turbine Potsdam gestern beim Einzug ins DFB-Pokalfinale Von Michael Meyer Der Fußball-Gott ist Turbine-Fan. Zumindest gestern Nachmittag war er es, als er Schiedsrichterin Nicole Schumacher aus Oberhausen im Karl-Liebknecht-Stadion amtieren ließ. Potsdams Fußballdamen setzten sich dort im Halbfinale des DFB-Pokals durch Tore von Conny Pohlers (21.) und Ariane Hingst (83.) mit 2:0 gegen den FC Bayern München durch und zogen so in das Endspiel am 28. Mai im Berliner Olympiastadion ein Dort wird erneut Erzrivale 1. FFC Frankfurt der Gegner sein. Die Hessinnen gewannen gestern beim SC Freiburg dank Kerstin Garefrekes Treffer (74.) knapp mit 1:0. Bayern-Trainerin Sissy Raith saß nach den 90 Pokalminuten in Babelsberg wie ein Häufchen Unglück im Presseraum. „Wie tief meine Enttäuschung sitzt, kann jeder sehen. Jeder hat heute auch gesehen, dass wir klar benachteiligt wurden“, erklärte sie. Raiths Unmut herrschte vor allem wegen zweier Szenen. In der ersten stand Pohlers in abseitsverdächtiger Position, als Anja Mittag bei einem Zuspiel von Sonja Fuss an Bayern-Torfrau Ulrike Schmetz scheiterte und sie im Nachsetzen aus Nahdistanz zur Turbine-Führung abstaubte. Potsdams Coach Bernd Schröder zeigte sich später generös: „Ich war auch der Meinung, dass es ein Abseitstor war, aber das muss die Schiedsrichterin sehen. Ich kann ihre Entscheidung ja nicht zurücknehmen “ Später, als Turbines Abwehrchefin Britta Carlson Bayerns einzige, aber kreuzgefährliche Sturmspitze Pavlina Scasna im eigenen Strafraum scheinbar zu Fall brachte (76.), erwartete nicht nur Sissy Raith einen Elfmeter. „Hätte der Schiri gepfiffen, hätte ich nicht reklamiert“, zeigte sich Schröder in dieser Frage ebenfalls moderat. Konnte er letztlich auch, denn mit dem 2:0-Sieg schafften die Turbinen ihr selbsterklärtes Saison-Hauptziel Nummer eins. Der erneute Einzug ins Endspiel um den DFB-Pokal bringt durch DFB-Fernsehgelder und zusätzliche Sponsoreinnahmen rund 100 000 Euro in die Vereinskasse – der FFC kann somit seine Saisonplanung für die nächste Saison in Angriff nehmen. Zuvor aber wäre der Pokalverteidiger vor 1637 Zuschauern fast an seinen eigenen Nerven gescheitert. „Unsere Nerven haben teilweise ganz schön geflattert, daher haben wir das Spiel selbst ziemlich spannend gemacht“, räumte Navina Omilade nach dem Abpfiff sichtlich erleichtert ein. In Halbzeit eins kamen die Gastgeberinnen nur schwer mit Bayerns Abwehr, eine der besten der Bundesliga, zurecht, und sündigten bei den trotzdem erspielten Chancen (Pohlers/1., 31., Mittag/24.) sträflich. Und als München nach der Pause auch durch das Einwechseln zweier weiterer Stürmerinnen den eigenen Angriffsdruck erhöhte, schwamm Turbines Abwehr mehr als einmal bedenklich. „Da stimmte unsere Zuordnung nicht mehr“, bestätigte Britta Carlson. Erst mit dem 2:0 – Inken Becher stürmte rechts beherzt nach vorn und servierte eine maßgenaue Flanke auf Ariane Hingsts Kopf – war Turbine im sicheren Pokalfinal-Hafen. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, skandierten da die Fans. Ende gut, alles gut? Mitnichten. Zum wiederholten Male gaben die Potsdamerinnen gestern im Mittelfeld ihr Spiel aus der Hand, kam kein richtiger Spielfluss auf. „Uns fehlen schon lange Genauigkeit und Präzision, durch den Einzug ins Finale können wir noch lange nicht mit der bisherigen Saison zufrieden sein“, bestätigte Mannschaftskapitän Ariane Hingst. Bernd Schröder, den Nationaltrainerin Tina Theune-Meyer später telefonisch beglückwünschte, atmete derweil tief durch: „Heute war das Glück auf unserer Seite, heute hat der Herrgott das Füllhorn über uns ausgeschüttet.“ FFC Turbine Potsdam: Angerer; Becher, Carlson, Fuss; Omilade, Hingst, Odebrecht, Zietz; Wimbersky (89. Thomas), Pohlers (62. Cristiane), Mittag.
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