Landeshauptstadt: Bescherung im Waisenhaus
Mit den Kindern in den Zoo: Bedürftige Familien erhielten Besuchsgutscheine und Geschenke
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Sieben Kinder zwischen 21 und neun Jahren nennen Andrea und Reinhard van der Meer ihr eigen. Da ist in der Familie des Wachmanns das Geld oft knapp. Reinhard freute sich deshalb, dass er in den Kreis der sozial schwächeren Potsdamer einbezogen wurde, die gestern zu einer Bescherung in das Große Waisenhaus eingeladen waren. Die van der Meers hatten sich Eintrittskarten für einen Tierparkbesuch in Berlin-Friedrichsfelde gewünscht. Antreten können sie ihn erst nach dem Fest, denn der Wachmann ist ab Heiligabend über die beiden Feiertage im Dienst.
Um 11 Uhr öffnete sich für die große Schar der Gäste das Waisenhausportal als 23. Tür des „historischen Adventskalenders“, mit der die Arbeitsgemeinschaft „Historische Stadtkerne“ alljährlich auf hochwertige Baudenkmale und ihre Erhaltung im Land Brandenburg aufmerksam macht. Etwa 30 bedürftige Familien wurden von Ministerpräsident Matthias Platzeck und Waisenhaus-Geschäftsführer Jürgen Pankonin mit Gutscheinen für Besuche von Theater, Kino, Spaßbad oder dem Filmpark Babelsberg beschenkt. Ermöglicht hatte diese Gaben die Kameradschaft ehemaliger Schüler des Großen Militärwaisenhauses, die 3000 Euro spendete. Auch die Potsdamer Riesengarde Lange Kerls e. V. steuerte eine Summe bei. Zu den Gutscheinen gab es Weihnachtspäckchen mit Geschenken, die vom Karstadt-Kaufhaus zur Verfügung gestellt worden waren.
Die „Ehemaligen“ sehen sich in der Tradition der Einrichtung, die im Jahre 1722 von König Friedrich Wilhelm I. für die Betreuung, Bildung und Erziehung verwaister und verelendeter Soldatenkinder begründet worden war. Außerdem wollten sie für den Wiederaufbau der kriegszerstörten Kuppel des Hauptgebäudes danken, die von einer Statue der Caritas, der Göttin der Barmherzigkeit, bekrönt wird. Der repräsentative Kuppelbau war in den Jahren 1773/74 auf Initiative Friedrichs des Großen durch Schlösserarchitekt Carl von Gontard errichtet worden, um den Militärwaisen des Siebenjährigen Krieges eine Heimstatt zu geben.
Matthias Platzeck dankte in einer Ansprache den Spendern, drückte aber auch seinen Wunsch aus, dass es einmal in Deutschland keine armen, unter dem Existenzminimum lebenden Familien mehr gibt. Die Veranstaltung wurde vom Heimverbund Märkische Schweiz durch Weihnachtslieder und den Kinderzirkus „Bunte Bälle“ begleitet. Gerhard Oppelt spielte auf einer historischen Truhenorgel, Schüler des Conservatory Sanssouci International Potsdam boten eine Klaviersonate von Beethoven dar.
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