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Landeshauptstadt: Besen für frischen Schwung

Autonomes Frauenzentrum ehrte Gerber und Häfner

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Ein Satz wie aus einer Wahlwerbung: „Kinder sind unsere Zukunft“. Aus dem Mund von Heiderose Gerber, Geschäftsführerin des Autonomen Frauenzentrums, klingt er jedoch nicht nach politischem Slogan sondern nach einem wichtigen Anliegen. Er ist einer der Gründe, warum das Autonome Frauenzentrum vor rund zehn Jahren den Mädchentreff Zimtzicken in der Zeppelinstraße eingerichtet hat. Hier können Mädchen nicht nur basteln, kochen und quatschen, sondern sollen vor allem in ihren Träumen und Zukunftsvorstellungen gestärkt werden. Das gehört auch zu den Aufgaben von Ulrike Häfner: Die 37-Jährige ist Leiterin der „Koordinierungsstelle für außerschulische Mädchenarbeit des Landes Brandenburg“.

Gestern erhielten Häfner und Gerber für ihr Engagement den Hexenbesen des Autonomen Frauenzentrums. Jedes Jahr nehmen die Frauen des Zentrums in der Zeppelinstraße die Walpurgisnacht am 30. April zum Anlass, besonders aktiven Frauen diesen Besen zu verleihen. Damit soll ihnen Kraft geben werden, „innerhalb männerdominierten Strukturen mit Schwung zu kehren“, erklärte Friedrike Geißler vom Frauenzentrum.

Auf Häfner sei die Wahl gefallen, weil sie sich mit „Ausdauer und Beharrlichkeit“ dafür einsetze, dass „Mädchen und junge Frauen ihre Geschicke in die Hand nehmen“, so Geißler. Dass laut Häfner zwei Drittel aller brandenburgischen Mädchen bessere Schulabschlüsse hätten als Jungen und trotzdem die Hälfte der weiblichen Bewerber keine Lehrstelle erhalten, würde verdeutlichen, wie wichtig ihre Arbeit sei, davon sind beide Besen-Preisträgerinnen überzeugt. Und auch, dass es in Werkstätten oft noch nicht einmal eine Frauentoilette gäbe.

Dass die 47-jährige Gerber als Geschäftsführerin des Frauenzentrums nun selbst die Auszeichnung erhielt war „endlich fällig“, findet Geißler. „Wir hatten das Glück, dass unsere Chefin vor 14 Tagen im Urlaub war“, sagt sie. So konnten die Frauen des Zentrums die Entscheidung für Gerber geheim halten. Die kleine zarte Frau war dann gestern auch sichtlich überrascht und gerührt, als sie den Besen an ihrem Arbeitsplatz entgegen nehmen durfte – unter Gejohle und Applaus ihrer Kolleginnen. Verdient habe sie sich den Feger nicht nur, weil sie 1990 zu den Gründerinnen des Zentrums gehörte. Sondern vor allem, weil sie es laut Geißler schafft, „Leute zusammen zu bringen, die eigentlich gegensätzliche Meinungen haben“.

Mit Häfner ist sich Gerber ohnehin einig: Putzen wollen sie mit ihren neuen, bunten Besen auf keinen Fall. just

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