Sport: „Besonnener werden“
Randale nach Fußball-Pokalspiel in Brandenburg
Stand:
Ein schaler Beigeschmack bleibt trotz des 4:2-Sieges des SV Babelsberg 03 am Samstag im Fußball-Landespokal beim FC Stahl Brandenburg: Die 160 Mann starke Polizei musste sechs Straftaten registrieren – die Täter wurden ermittelt beziehungsweise kurzzeitig festgenommen.
Bereits vor der Partie kam es zu Unruhen am einzigen Kassenhäuschen für die Gästefans, da es zeitlich unmöglich war, die rund 300 mitgereisten Nulldrei-Anhänger rechtzeitig zum Anpfiff ins Stadion zu lassen. Diese verschafften sich schließlich Zugang ohne zu bezahlen – Ordnungskräfte und Polizei verhinderten dies nicht.
„Von der Polizei hatten wir die Genehmigung, das Spiel eine halbe Stunde später anpfeifen zu lassen“, erzählt Brandenburgs Stadionsprecher und Fanbeauftragter Volker Lobs. „Als ich Trainer Dietmar Demuth fragte, ob das möglich sei, sagte er nur: ,Die sollen pünktlich sein’.“ Seinem Verein seien dadurch dringend benötigte Beträge entgangen. Laut polizeilicher Auflagen durfte nur jeweils ein Kassenhäuschen geöffnet werden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Allerdings stand den Gästefans zudem im Stadion auch nur eine Dixi-Toilette zur Verfügung.
Während des Spiels kam es zu provokanten und teilweise rechtsradikalen Rufen von Stahl-Fans in Richtung Gästeblock, in dem mehrmals bengalische Feuer gezündet wurden. Zwei „Pyros“ wurden zudem auf die Tartanbahn geworfen und verursachten zwei große Löcher im Belag. „Wir streiten doch nicht ab, dass sich einige unserer Fans auch nicht fair verhalten haben“, so Lobs. „Aber soweit muss das nicht gehen.“ Schon zu diesem Zeitpunkt musste die Polizei eingreifen, als sich fünf Brandenburger Fans Zugang zum Babelsberger Block verschaffen konnten. Einen Hooligan nahm die Polizei vorläufig fest, die anderen wurden von den Nulldrei-Fans aus dem Block entfernt.
Nach dem Spiel eskalierte die Situation schließlich, als eine von zwei eingesetzten Straßenbahnen ohne ersichtlichen Grund an einer Haltestelle hielt und die Türen öffnete. Einige Stahl-Fans – unter ihnen mindestens einer jener, die zuvor aus dem Gästeblock geschmissen worden waren – bewarfen die Tram daraufhin mit Flaschen; ein Nulldrei-Fan wurde am Kopf verletzt. Daraufhin stürmten mehrere Fans aus der Bahn – die Polizei schritt ein.
„Die Kreuzung hätte frei sein und die Bahn hätte durchfahren müssen“, sagt der SVB-Fanbeauftragte Jens Lüscher. „Aber ich will auch nichts beschönigen. Einige unserer Fans müssen einfach besonnener werden und dürfen sich nicht provozieren lassen.“ Dass mehrmals die Notbremse gezogen wurde, habe die angespannte Situation auch nicht verbessert. Sowohl beim SVB als auch bei Stahl sollen die Vorfälle jetzt ausgewertet werden. H. M.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: