Links und rechts der Langen Brücke: Besser, billiger, Berlin
Sabine Schicketanz fordert mit dem Blick nach Berlin dringend eine Potsdamer Politik, die für bessere und bezahlbare Kitas einsteht
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Wenn Potsdamer Eltern eines drei- bis sechsjährigen Kindes im kommenden Jahr aus der Landeshauptstadt nach Berlin ziehen würden, könnten sie damit bares Geld sparen: Während sie in Potsdam für ihr Kind bei einem Haushaltsbruttoeinkommen von 3750 Euro im Monat rund 1200 Euro jährlich für die Kita-Betreuung zahlen müssten, verlangt das Land Berlin gar nichts. Angenommen, das Kind ist beim Umzug drei Jahre alt und geht in die Kita, bis es sechs ist, spart die Familie insgesamt 3600 Euro. Von den besseren Bedingungen in der Kita abgesehen: Berlin hat eine deutlich bessere Personalausstattung bei der Kinderbetreuung, hier kommt bei den ab Dreijährigen eine Erzieherin auf zehn Kinder. In Brandenburger Kitas muss eine Erzieherin 13 Kinder betreuen; immerhin soll der sogenannte Betreuungsschlüssel bald auf eins zu zwölf gesenkt werden.
Angesichts dieser Situation mag manch eine Familie in Potsdam tatsächlich daran denken, in die Bundeshauptstadt überzusiedeln. Doch selbst wenn nicht: Unausweichlich ist die Frage, wie es zu solch eklatanten Unterschieden bei Kita-Gebühren und Kita-Betreuung kommen kann. Hier helfen sicherlich einige Zahlen weiter, beispielsweise die der knappen Landeszuschüsse für die Kita-Finanzierung an die brandenburgischen Kommunen, oder auch der Schuldenstand der Stadt Potsdam. Festgestellt werden muss aber vor allem: Verantwortlich ist die Politik. Sie trifft im Land und auch in der Stadt Potsdam die Entscheidungen über die Qualität der Kitabetreuung und die Höhe der Elternbeiträge. Sie legt fest, ob Geld umverteilt oder neue Schulden gemacht werden, um die Elternbeiträge zu senken und die Personalquote zu verbessern. Das „Solidarmodell“ bei der Potsdamer Kita-Finanzierung taugt allein nicht als Ermächtigung für die bundesweit nahezu teuersten Kitas. Denn wenn die Potsdamer Eltern bisher elf Millionen der insgesamt 55 Millionen Euro zahlen, die die Stadt für die Kitas jährlich ausgibt – warum sollte diese Summe nicht sinken, beispielsweise zugunsten der Eltern, die derzeit gemessen an ihrem Einkommen am meisten für die Kita zahlen? Dies wäre eine politische Entscheidung, und sie ist fällig. Wenn eine Stadt wächst und gedeiht wie Potsdam, Familien anzieht, dann sollten die Prioritäten klar sein: Kita muss gut und bezahlbar sein – die Kluft zum Nachbarn Berlin muss kleiner werden.
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