Links und rechts der Langen Brücke: Besser drin als draußen
Henri Kramer wünscht sich mehr junge Potsdamer im Stadtparlament
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Das Gezerre in der Stadtpolitik ist für den normalen Beobachter manchmal nur schwer zu ertragen. Mancher mag es vielleicht gar nicht mehr lesen, wenn Partei A Partei B angreift. Dennoch lohnt der Blick: Bei vielen Entscheidungen – sei es der Bau neuer Schulen und ihre Finanzierung, sei es der Streit um Bauprojekte aller Art – wird Potsdams Zukunft für die nächsten Jahre, Jahrzehnte gar geprägt.
Daher lohnt auch ein Blick auf die, die über die Zukunft der Landeshauptstadt entscheiden: die ehrenamtlich für eine Aufwandsentschädigung arbeitenden Stadtverordneten, deren Feierabendparlament am 25. Mai neu gewählt werden soll. Was auffällt: Viele der 56 Abgeordneten sind 50 Jahre alt und älter. Jüngere Semester, Stadtverordnete unter 30 Jahren, gibt es dagegen nur wenige – obwohl diese Altersgruppe fast ein Drittel der Potsdamer Bevölkerung ausmacht. Das ist ein Ungleichgewicht, das es aufzuheben gilt.
Gerade die jungen Potsdamer sind daher aufgerufen, sich zur Wahl zu stellen, wenn sie ihre Belange nicht nur dem Gutdünken der Älteren überlassen wollen. Die Zeit ist günstig: Die Kandidatensuche ist weder bei den Parteien noch bei den Wählergruppen abgeschlossen. Sicher, kommunalpolitische Arbeit ist anstrengend, sie ist zeitraubend und manchmal nervtötend. Dafür haben alle die Chance, in ihrer Stadt, ihrem Kiez für ihre Interessen zu kämpfen und sie hin und wieder sogar politisch durchzusetzen. Im besten Sinne: Mehr kann Demokratie nicht bieten.
Im Stadtparlament, in den Fachausschüssen und in den Fraktionen wird verhandelt, wohin Potsdam in den nächsten Jahren steuert – und nicht in Bürgerinitiativen, so wichtig diese für die Sensibilisierung (auch der Politiker) für einzelne Probleme auch sind. Wer also wirklich mitmischen will, muss auch im Parlament drin sein – und nicht draußen.
Dass die kommunalpolitische Arbeit mit Verschleißerscheinungen einhergeht, dessen sollte sich jeder bewusst sein: Rund ein Drittel der Stadtverordneten, die 2008 ins Plenum gewählt wurden, gehören ihm heute nicht mehr an, sondern haben Nachrückern Platz gemacht. Das zeigt: Auch Scheitern ist in der Kommunalpolitik inbegriffen. Den Mut dazu muss man aufbringen, aber es lohnt sich. Denn für seine Sache im Parlament zu kämpfen, ist besser als nur draußen, davor, zu demonstrieren, um etwas zu betteln oder sich über das ewige Gezerre einfach nur zu ärgern.
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