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Von Michael Meyer: Bestandsaufnahme auf dem Beetzsee

Ab heute kämpfen in Brandenburg rund 500 Paddler aus 35 Nationen um insgesamt 27 Titel

Stand:

„Das Wetter müsste etwas besser sein“, meinte Evgeni Nedev gestern Vormittag mit einem Blick auf den Brandenburger Beetzsee. Die Sonne meinte es zwar gut, aber der Wind sorgte für ziemlichen Wellengang. Den lieben die Rennkanuten, die heute in die diesjährigen Europameisterschaften starten, überhaupt nicht. Auch nicht die bulgarischen. Trainer Evgeni Nedev ist deren Trainer, und seine Ehefrau Daniela Nedeva wird im Einerkajak über alle drei Strecken an den Start gehen.

Gestern Abend herrschte aber erst einmal ausgelassene Stimmung, als die Kanu-EM mit einem bunten Showprogramm und dem Einmarsch der 35 teilnehmenden Nationen eröffnet wurden. Ehe Albert Woods, der Präsident des Europäischen Kanu-Verbandes (ECA), die Titelkämpfe offiziell für eröffnet erklärte und die ECA-Fahne an der Regattastrecke gehisst wurde, hatten Brandenburgs Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann alle Teilnehmer, Gäste und Zuschauer begrüßt sowie Landes-Sportminister Holger Rupprecht seine Hoffnung auf erfolgreiche Titelkämpfe auch für Brandenburgs Paddler unterstrichen. Mit insgesamt zehn Aktiven stellt der Kanu-Club Potsdam fast ein Drittel des gesamten deutschen Teams (siehe Kasten unten).

Und die Potsdamer wollen schon heute in den Vorläufen am Vormittag über 1000 und am Nachmittag über 500 Metern zeigen, dass sie bestens für die Heim-EM gerüstet sind. So wie alle Deutschen bei der Medaillen-Vergabe ein Wörtchen mitreden möchten. Insgesamt 27 EM-Titel werden vergeben; erstmals auch in 4mal-200-Meter-Staffeln, für die drei nichtolympische Mannschaftsboote aus dem Programm gestrichen wurden.

Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) wolle unter den rund 500 Aktiven die erfolgreichste Flotte stellen und möglichst viermal Gold auf den olympischen 500- und 1000-Meter-Strecken holen, sagte DKV-Präsident Olaf Heukrodt den PNN (siehe Interview). Neun Olympiasieger gehören zum DKV-Team: Katrin Wagner-Augustin, Fanny Fischer, Nicole Reinhardt, Conny Waßmuth, Carolin Leonhardt, Ronald Rauhe, Tim Wieskötter, Martin Hollstein und Tomasz Wylenzek.

Insgesamt aber präsentiert sich die deutsche Flotte auf dem Weg zu den nächsten Olympischen Spielen verjüngt. „Wir sind in allen Rennen am Start und versuchen derzeit, durch einen großen Kader eine Mannschaft zu formen, die bei den Olympischen Spielen 2012 erfolgreich sein wird. Die jungen Leute sollen diesmal reinschnuppern. Diese EM ist für uns eine erste Bestandsaufnahme auf dem Weg nach London“, erläuterte Heukrodt. Und erklärte, warum diese Heim-EM die DKV-Paddler besonders beflügelt: „Für sie ist es ein zusätzlicher Ansporn, dass nicht nur viele Familienmitglieder und Freunde auf den Tribünen mitfiebern, sondern auch viele alte Hasen, die früher bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften erfolgreich waren. Vor denen zu paddeln ist schon etwas anderes.“

Das Brandenburger Organisationsteam um Landeskanupräsident Henry Schiffer hat die Europameisterschaften seit zweieinhalb Jahren vorbereitet und konnte dabei nicht nur auf hauptamtliche, sondern auch auf viele freiwillige Helfer zurückgreifen. „Rund tausend Ehrenamtliche haben sich engagiert“, berichtete Schiffer. Beispielsweise auch Wolfgang Lange vom KC Potsdam. Gestern früh kam ein Hilferuf vom Beetzsee im Luftschiffhafen an: Die Boote einer ausländischen Mannschaft seien nicht rechtzeitig in Brandenburg eingetroffen. Ohne große Umstände ließ Potsdams Stützpunktleiter Ralph Welke die erforderlichen Gefährte verladen, Lange brachte sie sofort nach Brandenburg. Dort hatte es inzwischen Entwarnung gegeben, denn die Boote der Bulgaren um Evgeni Nedev hatten ihre 2000 Kilometer lange Fahrt doch noch wohlbehalten beendet. Nedevs Dank war den Potsdamern trotzdem gewiss, während Henry Schiffer versprach: „Morgen schaffen wir den Wind ab.“ (mit G. W.)

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