
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Besuch beim Fastenbrechen
Beigeordnete besucht unter Beobachtung stehende Islamische Gemeinschaft
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Manche kamen aus Neugierde, andere haben abgesagt: Die vom brandenburgischen Verfassungsschutz als „islamisch- extremistisch“ bezeichnete „Islamische Gemeinschaft am Park Sanssouci“ (Igaps) hatte Vertreter aus Wirtschaft und Politik zum Fastenbrechen geladen, allerdings hielt sich vor allem die lokale Politik vornehmlich zurück. Offizielle Vertreter der SPD und CDU erschienen nicht. Offizielle Entschuldigung: Zeitgleich sei Stadtverordnetenversammlung, so die Fraktionschefs Mike Schubert (SPD) und Michael Schröder (CDU).
Der Gemeinschaft gehören etwa 120 Mitglieder an, sagte Ahmed Gross. Er ist Deutscher, zum Islam konvertiert und Vorsitzender der Gemeinschaft. Seit elf Jahren würde der Verein mit Sitz in der Weinbergstraße 21 zum sogenannten Fastenbrechen einladen, doch erstmals seien persönliche Einladungen ausgestellt worden – etwa 40 Gäste sind ihr gefolgt. Darunter Vertreter der Potsdamer Linken, des Bauvereins Winzerberg und der Inwole Verein aus Babelsberg. Auch FDP-Oberbürgermeisterkandidat Marcel Yon und die Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski kamen in offizieller Funktion. Es sei ein „dienstlicher Besuch“, sagte Magdowski. Der Oberbürgermeister habe seine Einladung an sie weitergegeben. Sven Petke, Landespolitiker der CDU, sagte auf Nachfrage: Die Stadt dürfe die Erkenntnisse des Verfassungsschutzes nicht „verniedlichen“. Es gebe die Notwendigkeit die Dinge „so sie denn belegbar sind, nicht so beiseite zu schieben“. Er forderte, dass die Stadt bei solchen Treffen deutlich macht, worin die Probleme bestehen. Yon hingegen zeigte sich völlig überrascht. Er kenne die Vorwürfe des Verfassungsschutzes nicht, sagte er auf Nachfrage. Ihn habe die Neugier zum Essen getrieben. Denn nach eigenen Aussagen habe er auch nicht gewusst, dass es in Potsdam eine Islamische Gemeinschaft gibt. Im Verfassungsschutzbericht heißt es hingegen: „Es ist irreführend, wenn sich die Igaps bei öffentlichen Veranstaltungen als Fürsprecher der Muslime in Brandenburg darstellt. Vielmehr steht sie für einen islamistischen Extremismus, der antisemitische und antikapitalistische Ideologie mit rechtsesoterischen Tendenzen vermengt.“ Die Gemeinschaft selbst bestreitet dies. Ahmed Gross sagte gestern, es werde gegen die Passagen nicht geklagt, vielmehr sei man im Gespräch miteinander. jab
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