zum Hauptinhalt

Interview: "Beteiligung spart Mehrarbeit"

Jugendbeteiligung lohnt sich, sagt Thomas Kropp

Stand:

Herr Kropp, Sie haben in Potsdam den Fachtag zur Jugendbeteiligung mitorganisiert. Wieso ist das ein so wichtiges Thema?

Jugendbeteiligung bedeutet immer auch Zukunftssicherung der Kommunen.

Inwiefern?

Meine Erfahrung aus Schulen brandenburgweit ist, dass sich manchmal acht von zehn Jugendlichen sofort abwenden, wenn man sie nach Themen wie Politik, Demokratie und Gesellschaft fragt. Da kommt manchmal nur ein Schulterzucken. Das ist eine Entwicklung, welche für niemanden gut ist: Weder für uns Alte – denn wer soll das System in zehn oder 20 Jahren einmal tragen? – noch für die Jugendlichen, weil sie gar nicht erst erleben, wie es ist, sich an unserer demokratischen Grundidee zu beteiligen. Wenn Jugendliche das Beteiligen nicht lernen, dann haben wir irgendwann keine Demokratie mehr.

Das Wahlalter 16 im Land reicht nicht?

Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, der aber unbedingt flankiert werden muss. Jugendlichen müssen die Möglichkeiten, sich zu beteiligen, erlebbar gemacht werden. Erst dann interessieren sei sich auch für politische Prozesse und ihr Wahlrecht.

Einige Tagungsteilnehmer berichteten von Verwaltungsmitarbeitern, die Jugendbeteiligung als Klotz am Bein begreifen. Was sagen Sie solchen Skeptikern?

Manchmal sehen Verwaltungen nur einen Mehraufwand und Mehrkosten - das muss aber nicht so sein. In Senftenberg zum Beispiel laden Verwaltungsmitarbeiter mittlerweile gezielt den Seniorenbeirat oder das Kinder- und Jugendparlament in ihre Planungen ein. Das spart letztendlich Mehrarbeit – denn wenn erst später über den politischen Raum Veränderungen eingefordert werden, entsteht deutlicher Mehraufwand. Diese Sichtweise muss sich noch durchsetzen. Es muss auch klar sein: Jugendbeteiligung heißt nicht, dass für alle die Ich-wünsch-mir-was-Variante herauskommt.

Sondern?

Im besten Fall gibt es ein Verständnis für das gemeinsam gefundene Ergebnis.

Jugendbeteiligung kostet Geld. Wer soll das bezahlen?

Jugendbeteiligung kostet nicht viel mehr Geld, es kostet vor allem Zeit. Finanzielle Forderungen sind nirgendwo der primäre Ansatz. Es geht Jugendlichen vor allem darum, wahrgenommen zu werden, ernst genommen zu werden. Ein aufmerksamer Dialog macht ganz viel für die Grundstimmung in der Stadt aus. Das Projekte Geld kosten können, ist erst der zweite Schritt. Für finanzielle Unterstützung gibt es außerhalb von kommunalen Haushalten durchaus eine Reihe von Möglichkeiten, zum Beispiel über Stiftungen – dabei hilft manchmal schon ein Unterstützerbrief vom Bürgermeister für das Beteiligungsprojekt.

Wie bewerten Sie die Situation in Potsdam – wo gibt es hier Potenziale?

Als Landeshauptstadt ist Potsdam mit dem Rest des Landes insofern nicht vergleichbar. Hier könnte aus meiner Sicht der Ansatz von Kinder- und Jugendbeteiligung wegen der Größe der Stadt besser nur dezentral verfolgt werden - denn Themen von Jugendliche am Schlaatz müssen nicht Themen der Jugendlichen in Bornstedt sein. Das Kinder- und Jugendbüro ist auf jeden Fall ein stabilisierender, fachlicher Beitrag als Ansprechpartner für alle. Als Landeshauptstadt würde es Potsdam gut zu Gesicht stehen, zum Beispiel stadtteilbezogene Jugendbeteiligung zu organisieren. Einmal im Quartal könnten sich dann alle Jugendvertretungsgruppen im Rathaus treffen, um über Themen zu sprechen, die stadtweit alle betreffen.

Das Interview führte Jana Haase.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })