Landeshauptstadt: Betrieb des Bornstedter Friedhofs gefährdet
Welterbe-Millionen: Verwalterin Jutta Erb-Rogg kritisiert Stadtverwaltung
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Bornstedt - Mit Bestürzung hat die Leiterin des Bornstedter Friedhofs auf die Ankündigung des Potsdamer Stadtplanungschefs Andreas Goetzmann reagiert, die Bedingungen des Welterbestätten-Programms der Bundesregierung nicht akzeptieren zu wollen. Sollten die für Potsdam zugedachten 3,5 Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm nicht fließen, sei „der Betrieb des Friedhofs gefährdet“, warnte Jutta Erb-Rogg gestern gegenüber den PNN.
960 000 Euro sind allein für das einzigartige Bornstedter Welterbe-Ensemble vorgesehen, darunter 265 000 Euro für die Sanierung einer von Reinhold Persius (1835-1912) errichteten Trauerhalle. Ein zu DDR-Zeiten errichteter Anbau der Trauerhalle dient als Sozialtrakt für die Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung, ist aber völlig marode. „Uns bricht die Bude zusammen“, so Jutta Erb-Rock. Die Berufsgenossenschaft drücke seit Jahren beide Augen zu angesichts der widrigen Bedingungen für die fünf festen Mitarbeiter und die vier Ein-Euro-Jobber.
Stadtplanungschef Goetzmann hatte die Ablehnung der Welterbe-Millionen damit begründet, dass die Stadt Bereitstellungszinsen für nicht rechtzeitig abgerufene Mittel zahlen müsse. Jutta Erb-Rogg zufolge hätten aber die beiden kirchlichen Träger der Welterbestätten Bornstedter Kirche und Friedenskirche bereits im Juli 2009 gegenüber Vertretern des Stadtentwicklungsamtes erklärt, das Risiko der Verzinsung von nicht abgerufenen Restbeträgen selbst tragen zu wollen. „Die Zinsen können deshalb jetzt kein Argument sein“, so die Friedhofschefin. Goetzmanns zufolge muss der Großteil der Mittel, 2,3 Millionen Euro, noch in diesem Jahr beantragt, verbaut und abgerechnet werden. Das sei nicht zu schaffen, so Goetzmann weiter gegenüber den PNN.
Sie habe bereits am 23. Dezember 2008 – bei der Vorbereitung einer Weihnachtspredigt – von dem Welterbe-Programm erfahren, erklärte Jutta Erb-Rogg. Seit dem ersten Weihnachtsfeiertag arbeite sie daran, dass der berühmte Bornstedter Friedhof davon partizipieren könne. Die Stadt Potsdam dagegen brauche „ein halbes Jahr, um zu kapieren, dass sie für das Welterbeprogramm Eigenmittel braucht“. Bereits im Juni hatte der Finanzbeigeordnete Burkhardt Exner (SPD) erklärt, Potsdam habe Probleme damit, den 30-prozentigen Eigenanteil aufzubringen. Die Potsdamer FDP kritisierte gestern, „durch ein zeitigeres Handeln der Verwaltung“ hätte das Welterbeprogramm in Anspruch genommen werden können. Guido Berg
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