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Angeeckt: Zwischen Intendanz und Betriebsrat des Potsdamer Hans Otto Theaters gibt es Knatsch.

© Andreas Klaer

Potsdamer Theater: Betriebsrat des HOT zurückgetreten

Führungsstil und Arbeitspensum: Viele Mitarbeiter am Potsdamer Hans Otto Theater sind unzufrieden. Auch Potsdams Kulturbeigeordnete ist alarmiert.

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Der Schritt gilt in der Szene als Paukenschlag: Der Betriebsrat des Hans Otto Theaters (HOT) ist geschlossen zurückgetreten. Wie erst jetzt bekannt wurde, traf das siebenköpfige Gremium die Entscheidung bereits in der vergangenen Woche. Hintergrund sind nach PNN-Informationen die Unzufriedenheit vieler Mitarbeiter mit dem hohen Arbeitspensum und dem Führungsstil unter Intendant Tobias Wellemeyer. Kritisiert wird etwa eine fehlende Anerkennungskultur und fehlende Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Leitungsebene, Entscheidungen würden oft nur „von oben durchgestellt“, ist hinter vorgehaltener Hand zu hören. „Der Betriebsrat hat die Notbremse gezogen“, fasst es Karin Schröter (Linke), die Vorsitzende des Kulturausschusses, die auch im Kuratorium des Theaters sitzt, zusammen.

Der hohe Krankenstand am Theater war schon mehrfach Thema im Kuratorium. Von „exorbitanten“ Belastungen sprechen Betroffene mittlerweile. „Das ist für uns richtig persönlich gefährlich“, sagt ein Mitarbeiter, der anonym bleiben will. Zu Details will sich auch der Betriebsrat nicht äußern. Die mit zurückgetretene Betriebsratschefin stellte aber klar, dass der Rücktritt des Gremiums kein Fall von Amtsmüdigkeit war: „Wir hatten gewichtige Gründe.“ Eine Neuwahl werde für den Herbst vorbereitet.

Nicht nur im Kuratorium hofft man auf eine Verständigung zwischen Leitung und Mitarbeitern – und Änderungen. „So ein Signal darf nicht unbeachtet bleiben“, sagte Potsdams Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) den PNN: „Auch die Diskussion um den Führungsstil muss ernst genommen werden.“ Gleichzeitig übte sie Kritik an den Vertragsbedingungen für Wellemeyer und HOT-Geschäftsführer Volkmar Raback, die auch für Unmut bei den Mitarbeitern gesorgt hatten. Es könne nicht sein, dass die Einmalzahlungen bei wirtschaftlichem Erfolg aus dem Theater-Budget getragen werden müssen, so Magdowski: „Das müsste die Stadt obendrauf legen.“ Das Kuratorium, dem Magdowski vorsteht, hatte die Verträge im Februar aber nicht beanstandet.

Das Theater selbst äußerte sich auf PNN-Anfrage nur schriftlich: Die Leitung habe den Betriebsrat umgehend zu einem Gespräch eingeladen, das aber noch ausstehe, teilte Theatersprecherin Stefanie Eue mit. Und weiter: „Selbstredend sind der Intendant Tobias Wellemeyer und der Geschäftsführende Direktor Volkmar Raback im Sinne eines guten innerbetrieblichen Austausches weiterhin an einer konstruktiven und regelmäßigen Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat interessiert.“ Das HOT beschäftigt 154 Mitarbeiter. 2012 gab es 620 Veranstaltungen, davon 20 Neuproduktionen.

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