
© Andreas Klaer
Afrika-Fest in Potsdam: "Bevor man sich integriert, muss man von der Gesellschaft angenommen werden"
Beim fünften Afrika-Fest am Samstag gibt es einen Umzug durch die Brandenburger Straße.
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Afrika ist näher als man denkt: Das jedenfalls soll das fünfte Potsdamer Afrika-Fest zeigen, das an diesem Samstag am Brandenburger Tor stattfindet. Es soll den Potsdamern mit afrikanischen Wurzeln ermöglichen, sich und ihre ursprüngliche Heimat zu präsentieren, sagt Charity Okezie vom Internationalen Center für Deutsche und Immigranten e.V. (ICDI) aus Potsdam, das die Veranstaltung organisiert: „Wir möchten, dass Potsdam mitbekommt, dass wir da sind und zur Gesellschaft dazugehören.“
Dazu wird es viel Gelegenheit geben. Das Fest startet um 12 Uhr mit einen bunten Umzug von der katholischen St. Peter und Paul-Kirche über die Brandenburger Straße zum Brandenburger Tor, bei dem rund 100 Teilnehmer aus Ländern wie Nigeria, Kenia, Uganda oder Kamerun mit Trommeln, Tänzen, landestypischen Kleidern und traditionellen Masken für Staunen sorgen dürften. Besonderer Höhepunkt wird der sogenannte „Eggman“ – Eiermann – Gregory da Silva aus Südafrika sein: Für seine meterhohen Kopfbedeckungen aus Hunderten von Eiern wurde er sogar schon vom Guinness-Buch der Rekorde ausgezeichnet.
Am Brandenburger Tor wird es viele Stände mit kulturellen und kulinarischen Spezialitäten geben, zum Beispiel nigerianischen Palmwein und viele exotische Speisen und Früchte. Besucher können auch lernen, wie man ein Brot aus Maniok herstellt, sich die Haare flechten lassen oder eine Runde Oware spielen, das als eines der ältesten Brettspiele der Welt gilt. Untermalt wird das Ganze von Live-Gospel- und Reggae-Musik, sowie von afrikanischem Tanz-Theater. Der Potsdamer Verein „Bildung für Balanka“, der das Fest mitorganisiert, wird einen Einblick in den afrikanischen Schulalltag geben und außerdem togolesische Spielzeuge mitbringen. Gefördert wird das Afrika-Fest durch die Landeshauptstadt, zu den Unterstützern zählen unter anderem auch die kommunale Bauholding Pro Potsdam, die Stadtwerke und die Linkspartei Potsdam.
Brücken zwischen Migranten und Alteingesessenen
Das Internationale Center für Deutsche und Immigranten existiert seit 2008 und will Brücken zwischen Migranten und Alteingesessenen schlagen, zum Beispiel mit den afrikanischen Kochkursen, die einmal im Monat im Friedrich-Reinsch-Haus am Schlaatz stattfinden. Auch das Afrika-Fest soll einen Beitrag zur Integration leisten: „Die Gesellschaft hat von Anfang an verlangt, dass wir uns integrieren. Aber bevor man sich integriert, muss man von der Gesellschaft angenommen werden“, sagt Okezie, die ursprünglich aus Nigeria stammt. „Integration kann nur gelingen, wenn wir alle unter ein Dach bekommen.“
6,1 Prozent der Potsdamer mit ausländischem Pass stammen aus Afrika. Okezie freut sich darüber, wie Potsdam sich entwickelt hat: „Als ich Anfang der Neunziger Jahre hierhergekommen bin, gab es fast gar keine Ausländer in Potsdam. Mittlerweile sieht man viel mehr Gesichter, die einem vertraut sind.“ Zudem gibt es immer mehr Kinder und Jugendliche aus afrikanisch-stämmigen Familien, die hier geboren wurden. Auch an sie richtet sich das Afrika-Fest: „Sie sollen wissen, wo ihre Eltern herkommen und dass die traditionelle Kultur nicht so ist wie viele Sachen, die in den Medien über Afrika gezeigt werden“, sagt Okezie.
Für Okezie ist die kleine afrikanische Community in Potsdam ein selbstverständlicher Teil der Stadt. Wann immer es eine Veranstaltung von „Potsdam bekennt Farbe“ gibt, ist sie mit dabei, denn: „Wo ist die Farbe in Potsdam? Die Farbe sind wir“, sagt sie. Erik Wenk
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