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Homepage: Bewegte Bilder im Reisepass

IAP in Golm kooperiert mit der Bundesdruckerei

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Science-Fiction in Golm: Statt eines Passfotos gibt es auf dem Reisepass, den Ulrich Hamann in der Hand hält, nur ein Quadrat in glänzendem Anthrazit. Als Hamann, der Chef der Bundesdruckerei GmbH in Berlin, den Ausweis vor ein Lesegerät hält, leuchtet das Quadrat plötzlich auf und entpuppt sich als Mini-Bildschirm. Er zeigt den Kopf einer Frau – in Drehbewegung. Zukunftsmusik? Bereits in drei Jahren soll ein solcher elektronischer Pass marktreif sein.

Für die Weiterentwicklung der Technologie gibt es seit gestern am Golmer Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) das so genannte „SecurityLab Potsdam“. Ulrich Hamann und IAP-Leiter Hans-Peter Fink eröffneten am Vormittag vor Publikum und Presse die Laborkooperation, die zunächst auf sieben Jahre geplant ist. In dieser Zeit sollen insgesamt zehn Projektmitarbeiter unter Leitung von Manfred Paeschke von der Bundesdruckerei und Armin Wedel vom IAP unter anderem fälschungssichere Farben auf Polymerbasis entwickeln, aber auch die flexiblen Minidisplays aus Kunststoff – genauer: polymeren Leuchtdioden (OLED) – zur Marktreife bringen.

Für das Golmer Institut ist diese Technologie nichts völlig Neues: Denn die Abteilung von Silvia Janietz forscht schon seit Jahren zum Fachgebiet „Polymere als Basis einer neuen Elektronik“, sagt Institutsleiter Fink. Er hofft für das „SecurityLab“ auf die Anerkennung als „Innovationscluster“ und die damit verbundenen Finanzzuschüsse. Die Kooperation mit der Bundesdruckerei bezeichnet Fink als „schöne Anwendung einer von uns schon lange betriebenen Richtung“.

Die bisher bekannten Materialien müssten für die Verwendung im Ausweis allerdings noch flexibler und unempfindlicher gegen Umwelteinflüsse wie Wasserdampf oder Sonneneinstrahlung werden, erklärt Fink. Die Schwierigkeit bestehe darin, die Elektronik „so dünn“ zu machen, dass sie in einen Pass hineinpasst, ergänzt SecurityLab-Mitarbeiter Oliver Muth von der Bundesdruckerei. Die Stromversorgung für das flexible Display funktioniere über Induktion mit dem dahinter gelegten Lesegerät. Die Datenübertragung geschieht über eine „kontaktlose Luftschnittstelle“, erläutert er – also über Radiofunk-Technologie.

Wie das Diodendisplay auf das Dokument kommt, konnte man gestern im Präsentationslabor schon beobachten: Unter einer Stickstoff-Schutzatmosphäre arbeitet ein Tintenstrahl-Drucker und druckt die Dioden auf. Sie werden – wie bei einer „normalen“ Bildröhre – in den drei Farben Rot, Grün und Blau aufgebracht, erklärt Oliver Muth weiter. Der Untergrund dafür ist kein Papier – auch wenn es zunächst so aussieht. Es handelt sich um das High-Tech-Material Polycarbonat, so Muth.

Projektleiter Manfred Paeschke von der Bundesdruckerei rechnet bereits in drei Jahren mit einem marktreifen Ausweis mit Mini-Bildschirm. Ob er wirklich eingesetzt wird, darüber entscheide allerdings der Innenminister. Jana Haase

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