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Homepage: Bewegung und Aufbruch

Die Universität Potsdam begrüßt 3500 neue Studierende. Empfang im Hans Otto Theater

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Das macht Mut. Wenn man sich am ersten Tag des Studiums aufgeregt ins Ungewisse stürzt und dann einem Konstantin Gavrilovic aus Tschechows „Möwe“ begegnet. Der hat schon nach dem sechsten Semester sein Studium an den Nagel gehängt. Um Schriftsteller zu werden. Das kann beruhigen: wenn es nichts werden sollte mit den ganzen Scheinen, Seminaren und Prüfungen, dann kann man immer noch umsatteln. Und Schriftsteller werden.

Zur Begrüßung der neuen Studierenden der Uni Potsdam, die in diesen Tagen ihr Studium beginnen, hatte das Hans Otto Theater gestern einen kleinen Ausschnitt aus der „Möwe“ gezeigt, die in der kommenden Woche Premiere hat. Doch Intendant Uwe Eric Laufenberg warnte auch die zu Hunderten ins Theaterhaus gekommenen Erstsemester. Sie sollten besser nicht wieder ins Theater kommen, wo man vergünstigte Karten für sie hätte, wo sie die Nächte zum Tag machen könnten und vom Studium nur abgelenkt würden. So würde es in Zukunft keine Nobelpreise für Physik oder Chemie aus Potsdam geben. Vielleicht aber einen Literaturnobelpreis.

Mut bekamen die „Neuen“ auch sonst an diesem Nachmittag. Der Empfang der neuen Studierenden – insgesamt fast 3500 – fiel in diesem Jahr so optimistisch aus wie selten zuvor. Uni-Präsidentin Sabine Kunst konnte den Studienanfängern sagen, dass sie auf einer sehr jungen Uni gelandet sind, die in Bewegung ist, im Aufbruch. „Viel Flexibilität und wenig Routine können Sie erwarten“, sagte die Präsidentin. Und sie lud die Studierenden dazu ein, die Hochschule, die sich derzeit für eine forschungsorientierte Lehre profiliere, gemeinsam zu formen und gestalten. „Die Universität lebt von allen, die zu ihr gehören, und das sind seit heute auch Sie!“ Die Studierenden sollen sagen, wenn ihnen etwas nicht passt, sie sollen unbequem sein und sich in den Gremien der Hochschule engagieren. Und wenn die Präsidentin von den Rahmenbedingungen der Uni spricht, dann heißt es heute nur noch, dass diese nicht einfach sind. Das hat vor einigen Jahren noch viel hoffnungsloser geklungen.

Wenn alles so optimistisch scheint, dann kann nicht einmal der AStA, die Vertretung der Studierenden, richtig meckern. Wo vor Jahren noch kämpferische Reden gegen die Sparpolitik des Landes erklangen, hört man heute nur verhaltenen Kritik an neuen Strukturen der Hochschule. Etwa dem Belegpunktesystem für die Bachelor-Studenten. Dies sei sozial ungerecht, sagte Dorit Horn vom AStA. Man erwäge sogar, dagegen zu klagen. Oder das elektronische PULS-System. Hier sei es schon vorgekommen, dass Studierende ohne Nennung von Gründen aus Seminaren herausgeflogen seien. „Das müsst Ihr nicht akzeptieren, dafür gibt es keine rechtliche Grundlage“, so die Studentin zu ihren Kommilitonen. Nicht den Mut verlieren, lautete auch ihre Botschaft.

Am optimistischsten dann schließlich das Grußwort von Oberbürgermeister Jann Jakobs. Er pries die Vorzüge und Schönheiten Potsdams, den Einwohnerzuwachs, die Lebensqualität und die Wissenschaftsdichte. Und sollte es tatsächlich zu wenig bezahlbaren Wohnraum für die Studierenden geben, dann müsse man eben noch mehr Wohnungen bauen. Schließlich verkündete Jakobs noch einmal, dass Potsdam vor wenigen Tagen erst zur familienfreundlichsten Stadt Deutschlands gekürt wurde. „Individuelle Rückschlüsse, was das Zusammenleben der Menschen hier anbelangt, können Sie selbst daraus ziehen“, sagte Jakobs zur Erheiterung der jungen Menschen. HOT-Intendant Laufenberg ließ es die Schauspieler einfacher sagen: „Liebe muss doch sein!“

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