Universität Potsdam: Bewusst entschieden
Rund 4300 Erstsemester beginnen in diesen Tagen in Potsdam ihr Studium – drei von ihnen berichten von ihrem Studienstart
Stand:
Olivia Brockmann, 23, studiert Soziale
Arbeit an der Fachhochschule Potsdam
Da komme ich her
Ich bin in Brandenburg an der Havel aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach meinem Realschulabschluss bin ich für ein Jahr zum Schüleraustausch nach Budapest. Mein Wunsch war es dann, nach Berlin zu ziehen, um dort eine Ausbildung als Reiseverkehrskauffrau zu machen. Nachdem ich festgestellt habe, dass mich der Beruf nicht erfüllt, habe ich mein Fachabitur in Berlin nachgeholt. Dann bin ich für drei Monate nach Venedig, um dort als Rudertrainerin zu arbeiten, was ich anschließend für drei Monate in London bei „London Youth Rowing“ fortgeführt habe. Mein Vorpraktikum für das Studium habe ich im „Sportjugendclub Arena“ absolviert.
Da will ich hin
Mein Ziel ist es die Soziale Arbeit mit dem sportlichen Aspekt zu verbinden. Ich arbeite als Trainerin bei der Potsdamer Rudergesellschaft. Es macht mir Spaß, mit Kindern und Jugendlichen zusammenzuarbeiten und ihnen eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu ermöglichen. Wo und wie ich meine Ziele verwirklichen kann, weiß ich hoffentlich am Ende meines Studiums.
So lief die Bewerbung
Die lief bestens. Ich habe mich hier beworben und sofort eine Zusage bekommen. Parallel dazu hatte ich mich noch in Berlin beworben. Für das Studium in Potsdam habe ich mich aber bewusst entschieden. Hier kann ich mit dem Fahrrad zur Hochschule und zum Ruderverein fahren, das spart viel Zeit. Nach vielen WG-Besichtigungen im Sommer habe ich letztendlich auch ein kleines, aber feines, vor allem bezahlbares Zimmer in Potsdam gefunden.
Das erwarte ich von der FH
In erster Linie, dass hier nicht systematisch ausgesiebt wird wie an vielen anderen Hochschulen. Da die FH Potsdam kleiner und familiärer ist als andere Hochschulen, erwarte ich auch, dass die Professoren und Dozenten nach den Vorlesungen für Fragen und Probleme da sind. Inhaltlich möchte ich einfach gut auf die Praxis vorbereitet werden.
Svantje Woltersdorf, 22, studiert Szenografie an der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“
Da komme ich her
Das Abitur habe ich in Bad Oeynhausen in Ostwestfalen gemacht. Dort bin ich auch groß geworden. In den letzten Jahren habe ich wiederholt Filmprojekte als Szenografieassistentin und auch im künstlerischen Bereich unterstützt. Daher habe ich mich nun entschieden, das Fach zu studieren. Davor hatte ich Kunst und Erziehungswissenschaften in Osnabrück studiert. Das Studium habe ich nun abgebrochen, weil ich gemerkt habe, dass das Szenografiestudium genau das Richtige für mich ist. Dazu habe ich mich sehr bewusst entschieden, das kam nicht aus einer Orientierungslosigkeit heraus. Eine Freundin von mir studiert Filmproduktion ebenfalls an der HFF. So bin ich auf Potsdam gekommen.
Da will ich hin
Ich möchte nach meinem Abschluss Production Design für Filme machen, das umfasst Szenografie, Art Direction und Filmdesign. Dabei kümmert man sich um das Gesamtdesign, alles was das Erscheinungsbild des Films betrifft. Dazu arbeitet man mit Regie, Kamera und Produktion eng zusammen. Ich habe schon in meiner Schulzeit bei einem Filmprojekt mitgewirkt. Durch mein Kunststudium bin ich näher mit dem Thema Film in Berührung gekommen. Mir hat schon immer beim Film die Teamarbeit sehr zugesagt. Das Ineinandergreifen von Aufgabenfeldern, Interessen und Verantwortung mit dem Ziel, ein Gesamtergebnis Film zu bekommen. Ich bin ein sehr visueller Mensch, ich erzähle die Dinge gerne noch einmal neu. Daher ist Film genau das Richtige für mich.
So lief die Bewerbung
Ich musste eine Mappe einreichen. Die wurde angenommen und ich wurde zur Eignungsprüfung eingeladen. Das Erstellen der Mappe fand ich ein bisschen anstrengender als die Eignungsprüfung an sich. Bei der Prüfung sitzt man dem Prüfer direkt gegenüber, man kann das, was man gemacht hat, rechtfertigen, sich persönlich präsentieren. Die Mappe muss jeder sofort verstehen, ohne dass man etwas erklären kann. Das war eine Herausforderung. Aber es war kein Stress. Denn die Dinge in der Mappe waren Arbeiten, die ich vorher ohnehin schon erstellt hatte. Wenn ich nicht angenommen worden wäre, hätte ich trotzdem das Kunststudium abgebrochen und selbständig als Szenografin gearbeitet, ohne Studium.
Das erwarte ich von der HFF
Dass ich im Studium mit kreativen Menschen zusammenarbeiten kann, Menschen, die mich in gewisser Weise formen und die ich auch selbst formen kann. Ich hoffe auch, hier zu lernen, wie man ein großes Projekt gemeinsam in Angriff nimmt. Die HFF sollte im besten Fall ein Raum sein, um kreativ zu arbeiten – erst einmal auch außerhalb des Berufslebens. Ich erwarte auch Unterstützung, dass es jemanden gibt, der darauf achtet, was man macht. Und dass es Freiraum zum Experimentieren gibt. Nach Potsdam werde ich aus Berlin pendeln. Ich werde in Berlin wohnen, weil ich dort bereits einen Freundeskreis habe.
Stanislaw Krasulin, 22, studiert Öffentliche Verwaltung und Politikwissenschaft an der Universität Potsdam
Da komme ich her
Ich komme von der Russischen Universität der Völkerfreundschaft in Moskau, einer Partnerhochschule der Universität Potsdam. Aufgewachsen bin ich in einer sehr kleinen Stadt in Zentralrussland. In Moskau habe ich den Bachelor in Geschichte beendet, mein Thema war die geopolitische Theorie Mitteleuropas von 1871-1914. In meiner Schulzeit habe ich viel Sport getrieben und ein wenig Theater gespielt. Nach Potsdam bin ich mit einer Kommilitonin aus Moskau gekommen, wir werden hier ein Jahr unseres Masterstudiums absolvieren, das zweite Jahr findet dann in Moskau statt. Hier in Potsdam möchte ich mehr Akzente in meinem Studium setzen. Nach Deutschland bin ich gekommen, weil das ein alter Traum von mir ist. Ich habe viel über deutsche Geschichte und Kultur gelesen. Meine Großmutter war Deutschlehrerin, sie hat mit meinem Großvater, einem Offizier der Sowjetarmee, zwei Jahre in der DDR gelebt, in Halle. Von ihrer Zeit in Deutschland haben sie mir früher erzählt. Heute bin ich es, der dieses Land liebt.
Da will ich hin
Ich möchte später an einer Hochschule arbeiten. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich Historiker oder Politologe werden will, aber auf jeden Fall will ich als Wissenschaftler arbeiten. Vielleicht kombiniere ich beides. Ob ich in Deutschland arbeiten werde, hängt davon ab, was ich dem Land geben kann. Wenn ich hier nützlich sein könnte, würde ich gerne hier bleiben. Sonst gehe ich zurück nach Russland. Andere Länder kommen für mich nicht infrage.
So lief die Bewerbung
Ich hatte bereits alles in Russland organisiert, über das Internet. Meine dortige Hochschule hat mir dabei sehr geholfen. Hier in Potsdam bekomme ich viel Hilfe vom Immatrikulationsbüro und vom Auslandsamt der Universität. Das lief alles bestens. Nun wohne ich in einem Studentenwohnheim in Golm, das ist mit dem Zug gut an den Campus in Griebnitzsee angebunden, wo ich studieren werde.
Das erwarte ich von der Universität
Neben einem guten Aufenthalt vor allem ein ernsthaftes Studium. Ich möchte auch viele neue Menschen kennenlernen. Und ich hoffe, dass ich neue wissenschaftliche Möglichkeiten in meinen Fächern entdecken werde. Eine andere Sicht auf politische und historische Probleme zu erlangen, wäre mir sehr wichtig. Ich will einen anderen Blickwinkel als den russischen bekommen, etwa auf die derzeitige Krise in Europa. Davon wird in Russland ein sehr düsteres Bild gezeichnet, man beschwört dort das Ende von Europa herauf. Nun will ich einen direkten Einblick aus deutscher Sicht erhalten. Ich will wissen, ob es so schlimm ist, wie die Russen meinen. Und schließlich will ich in Potsdam auch noch besser Deutsch lernen.
Die Fragen stellte Jan Kixmüller
- Hochschulen
- Jugend
- Kunst in Berlin
- Schule
- Schule und Kita in Potsdam
- Theater in Potsdam
- Werder (Havel)
- Wohnen in Berlin
- Wohnen in Potsdam
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