Landeshauptstadt: Bezahlbarer Wohnraum für Behinderte bleibt knapp
Behindertenforum: Vorhandene Wohnungen nach Bedarf umbauen / Lift für Rathaus und Bibliothek kommt
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Waldstadt - Es glich einer Kapitulation: Barrierefreier und bezahlbarer Wohnraum in Potsdam bleibt Mangelware. „Das Problem wird die Stadt nicht lösen können, wir werden es allenfalls schaffen, Engpässe zu mildern“, gestand der stellvertretende Bereichsleiter Stadtentwicklung, Erik Wolfram, am Mittwochabend auf dem 31. Behindertenforum. Problematisch sei nicht nur die Höhe der Mieten, auch die benötigten Ein- bis Zweiraumwohnungen seien in Potsdam knapp. Hans-Joachim Böttche, Bereichsleiter Wohnen bei der Stadtverwaltung, sieht vor allem Potenziale im vorhandenen Wohnraum. „Gemeinsam mit den Vermietern muss es geschafft werden, vorhandene Wohnungen zumindest barrierearm herzurichten.“ Dabei solle auf konkrete Wünsche betroffener Mieter eher eingegangen werden, auch wenn DIN-Normen so nicht erfüllt würden. „Bei der derzeitigen Situation auf dem Wohnungsmarkt empfehle ich, flexibel auf Bedürfnisse behinderter Mieter einzugehen und vorhandene Wohnungen nach Bedarf umzubauen“, so Böttche. Neubauten seien grundsätzlich teurer im Quadratmeterpreis als vorhandener Wohnraum.
Das bestätigte auch Ulf Hahn, Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“. Beim geplanten Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Berufsschule an der Saarmunder Straße würden zwar ausschließlich barrierefreie Wohnungen entstehen. „Aber die Mietpreise liegen bei etwa 7,50 Euro kalt“, so Hahn. „Darunter geht es nicht.“ Von den 68 geplanten Wohnungen sollen vier rollstuhlgerecht sein, weitere zwölf alten- und behindertenfreundlich.
Behindertenfreundliche Fortschritte für das Alte Rathaus und die Stadt- und Landesbibliothek kündigte hingegen Gerald Krüger vom Büro Reiner Becker Architekten an. Die Firma konzipiert die Umgestaltung der beiden Gebäude. Der Einbau eines Lifts in der Bibliothek sei einfach zu bewerkstelligen, das Gebäude biete genügend Fläche und sei für einen Fahrstuhl-Einbau grundsätzlich vorbereitet worden. „Für die Volkshochschule, die ins oberste Bibliotheks-Geschoss ziehen soll, wird es einen Extra- Lift geben“, so Gerald Krüger. Spätestens 2014 soll die Sanierung abgeschlossen sein, „wenn die Leihbücherei während der Bauarbeiten einen Interimsstandort bekommt, könnte schon 2013 Fertigstellung gefeiert werden“, so der Architekt.
Schwieriger sei die behindertengerechte Gestaltung des denkmalgeschützten Alten Rathauses. So werde der Standort des künftigen Potsdam-Museums nur „zu 90 Prozent von Behinderten nutzbar sein“, sagte Krüger. Die zweite Etage – künftig Platz der Verwaltung – und Teile des Rotunden-Obergeschosses sind von Rollstuhlfahrern nicht erreichbar, kündigte Krüger an. Als Grund nannte der Architekt sowohl Denkmalschutzauflagen als auch die besondere Kubatur des Baus. Nach Planungen soll 2013 die Sanierung inklusive der Einbauten für eine behindertengerechte Nutzung abgeschlossen sein. Der zentrale Aufzug wird sich direkt am Haupteingang befinden, das angeschlossene Knobelsdorff-Haus mit Höhenunterschieden soll über eine weitere Hubbühne erschlossen werden. KG
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