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Links und rechts der Langen Brücke: Bezahlte Sache

Sabine Schicketanz über den Geburtstag des Stadtwerke-Chefs

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Deutschland einig Raffke-Land, Abzocke überall: Wirtschaftskrise und Steuersünder-Skandale, Banken-Boni und Millionenabfindungen haben ihre Spuren hinterlassen. Da macht auch Potsdam keine Ausnahme. Die Skepsis gegenüber Managern ist groß, ein Urteil schnell gefällt, vielleicht zu schnell. So wie im Fall Paffhausen. Der Potsdamer Stadtwerke-Chef ist 60 Jahre alt geworden. Der Aufsichtsratschef der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP), Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), hat entschieden, dass es eine Feier geben wird. Einen offiziellen Geburtstagsempfang mit Büfett im Stadtwerke-Haus in der Steinstraße. Sofort war der Aufschrei groß: Paffhausen müsse das Vergnügen selbst bezahlen, es würden Gelder der Gebührenzahler verschwendet. Dem Druck will Paffhausen sich jetzt entziehen. Er bestreitet die Kosten für die offizielle Feier privat.

Dies mag ihn ehren – doch er hätte es nach allen bisher vorliegenden Erkenntnissen nicht tun müssen. Weder aus juristischen, noch aus moralischen Gründen. Denn es war immer und ist auch weiterhin legitim, dass ein lokal bedeutendes Unternehmen zu einem Empfang für seinen Geschäftsführer lädt, wenn dieser einen runden Geburtstag feiert. Im Fall Paffhausen hat der Geschäftsführer sich die Feier nicht selbst genehmigt, sondern der EWP-Aufsichtsrat, in dem auch Stadtverordnete sitzen, hat ihr zugestimmt. Zwar nicht mit offiziellem Beschluss, aber per signalisiertem Einverständnis.

Dass die Stadtwerke und die EWP städtische und keine privaten Unternehmen sind, macht dabei einen Unterschied – mit dem Geld der Bürger muss sorgfältig und sparsam umgegangen werden. Verschwendung allerdings kann im Zusammenhang mit der Geburtstagsfeier bisher nicht festgestellt werden – außer man ist der Meinung, dass die Veranstaltung generell überflüssig ist.

Geht man davon nicht aus, hat der EWP-Aufsichtsratschef Jakobs nach menschlichem Ermessen maßvoll gehandelt: Gefeiert wurde im Stadtwerke-Gebäude, das keine Miete kostet und – nebenbei bemerkt – auch ohne Feierlichkeit hätte beheizt und beleuchtet werden müssen. Es gab ein bodenständiges Büfett, Kassler und Kartoffeln, statt Geschenken nahm der Stadtwerke-Chef Spenden für soziale Zwecke entgegen.

Sicher: Wie hoch die Kosten für den Empfang so waren, ist bisher öffentlich nicht bekannt – und der Nutzen der Veranstaltung lässt sich nicht beziffern. Was sind Gespräche von Firmenchefs und Unternehmern, von Politikern und Verwaltungsmitarbeitern wert? Was bedeutet der Empfang für das Image der Stadtwerke? Diese Fragen zu beantworten, war im Fall Paffhausen Aufgabe des Aufsichtsrats-Chefs – Oberbürgermeister Jann Jakobs. Dieser hätte jetzt zu seiner Entscheidung stehen sollen. Das hätte bedeutet, sich bei öffentlichen Vorwürfen vor Paffhausen zu stellen. Stattdessen wird andersherum gehandelt: Um Jakobs im Jahr der Oberbürgermeister-Wahl schadlos zu halten, zahlt Paffhausen.

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