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Landeshauptstadt: Bildende Kunst

Schüler stellen israelisch-deutsche Kunstwerke im Oberbürgermeister-Flur aus

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Innenstadt - Wer dieser Tage aus dem Potsdamer Rathaus kommt, dürfte nicht nur klüger sein als beim Betreten, sondern auch um ein künstlerisches Erlebnis reicher. Jeweils zwölf Jugendliche aus israelischen Jugenddörfern sowie der Voltaire-Gesamtschule und dem Leibniz-Gymnasium hatten sich vom 6. bis 13. April dieses Jahres in der Babelsberger Kunstschule zu einer Projektwoche unter dem Motto „David und Julia auf Spurensuche in Potsdam“ getroffen. Die künstlerischen Ergebnisse sind seit gestern auf dem Flur zum Oberbürgermeister-Büro im ersten Stock des Stadthauses ausgestellt.

Der Abiturient Elias Lindermann erklärt seine farbige Darstellung eines Glasfensters mit daraus aufsteigenden Vögeln. „Das Fenster eines Gebetshauses nach meiner Phantasie“, sagt er, ohne sich auf etwas Jüdisches oder Christliches festlegen zu wollen. Seine Schulkameradin Celesta Grothe schuf mit ihrer Collage einen „Ort drinnen und draußen“, wie sie erklärt. Ein Bett mit einem Baldachin füllt fast die Hälfte des Bildes. „Make love“ und „not war“ lauten die Aufschriften. Die beiden Arbeiten markieren die Spannbreit vom fröhlichen Erleben bis zum Nachdenklichen. So stehen deutsch-israelische Gemeinschaftsarbeiten mit Eindrücken aus dem Potsdamer Stadtleben neben symbolträchtigen Bildern, die um Toleranz werben.

Der Maler Peter Bause, künstlerischer Leiter der Kunstschule Potsdam, berichtet, mit welch großer Begeisterung die Jugendlichen bei der Sache waren. Die Israelis kamen aus sieben verschiedenen Jugenddörfern. Es handelt sich um Jugendliche, die ohne ihre Eltern nach Israel eingewandert sind und die aus der ehemaligen Sowjetunion, Frankreich und Äthiopien stammen. „Ich habe gestaunt, über welche künstlerischen Fähigkeiten sie verfügen“, sagt Bause.

Der Kontakt zwischen den Menschen so unterschiedlicher Herkunft habe sich laut Christiane Irina Fetscher, Geschäftsführerin der „F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz“ sehr innig entwickelt. Beim Abschied nach fünf Tagen seien Tränen geflossen. Die Flick-Stiftung hat das Projekt finanziell unterstützt und darüber eine Broschüre mit Fotos von Joachim Liebe herausgebracht. Ostern 2012 ist ein Gegenbesuch der Deutschen in Israel geplant.

Der Museumspädagoge Uri Faber, der während der Begegnungswoche als hebräisch-deutscher Dolmetscher fungierte, berichtet von den gemeinsamen Interessen der Jugendlichen aus so unterschiedlichen Regionen und von der Fröhlichkeit des Zusammenseins. „Den Israelis war es manchmal sogar etwas zu problemlastig“, erklärt er. Überschattet wird die Erinnerung an die unvergesslichen Tage durch den Tod eines Teilnehmers, des 18-jährigen Voltaire-Schülers Marc Billmeyer. Er starb am 31. Mai 2011 nach einem Unfall in Potsdam.

Im Flur zum Dienstzimmer des Oberbürgermeisters finden das ganze Jahr über Ausstellungen statt. Die gestern eröffnete Schau ist bereits die siebente in diesem Jahr. Oberbürgermeister Jann Jakobs erwähnte, dass der Ort sehr publikumswirksam sei, weil hier „sämtliche Prominenz der Stadt“ vorbeikomme. Jakobs weilte 2009 mit einigen Schülern der Voltaire-Gesamtschule in Israel. Nach diesem Besuch habe sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt.

Die Ausstellung im Rathaus Potsdam ist auf dem Oberbürgermeisterflur, 2. Stock, Friedrich-Ebert-Straße 79-81, bis zum 7. Januar zu sehen, montags bis freitags jeweils von 8 bis 18 Uhr.

Günter Schenke

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