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Landeshauptstadt: Bilder statt Borschtsch

Künstlerinitiative will Restaurant Minsk retten und daraus ein Bürgerzentrum mit Galerie machen

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Schon lange beschäftigt diese geerbte Bausubstanz der Siebziger die Potsdamer, die gern in Erinnerungen schwelgen. „Es war immer so schön. Erst Schwimmen und Sauna und danach Essen im Minsk“, auch Hannelore Feilbach kannte das. Mit der Wende kam das Aus für das „Terrassenrestaurant Minsk“, wo in einstiger Verbundenheit mit der weißrussischen Partnerstadt Potsdams je knapp 200 Gäste russisch bekocht werden konnten. Jetzt schmiedet eine im September gegründete Initiative „Erhalt und Nutzung des Terrassenrestaurants Minsk“ um die Potsdamer Künstler Hannelore Feilbach, Axel Gundram und Siegfried Lachmann Pläne für das Minsk. Etwa ein Dutzend Bürger und Mitglieder des gastgebenden Bürgerbündnisses „Freie Wähler“ erschienen zur Gesprächsrunde im Restaurantschiff „John Barnett“, wo die Initiative mit ihrer Idee an die Öffentlichkeit trat. Danach soll das Minsk saniert und zu einem „Bürgerzentrum mit kommunaler Galerie und ansprechendem gastronomischem Angebot“ werden. Dazu sei man im Gespräch mit einem privaten Investor, der das eventuell stemmen könnte – spruchreif sei dies aber noch nicht, hieß es.

Die Kernaussage des Abends hatte Wolfhard Kirsch, Bürgerbündnis-Mitglied und selbst Bauunternehmer, rasch formuliert: „Alles ist machbar, aber man muss es bezahlen können.“ Das hat bisher offensichtlich niemand gekonnt. Denn das markante Bauwerk gammelt seit Jahren vor sich hin, Vandalismus vervollständigte, was der Zahn der Zeit angenagt hatte. Was aus den Resten des heute oftmals von Architekten gelobten Zeugnisses einstiger DDR-Baukultur werden soll, ist spätestens seit Start der Badwerkstatt, deren Ende noch offen ist, nach wie vor ungewiss. Jüngst war die Erhaltung des Ensembles Schwimmhalle und Minsk im Bürgerhaushalt auf Platz zwei der Begehren gelandet.

Angesichts der auf dem Brauhausberg und in der Speicherstadt geplanten etwa 700 Wohnungen könnten sich die „Pro–Minsk“er vorstellen, ein Bürgerzentrum nach Vorbild des Bürgerhauses am Schlaatz zu errichten. „Die Stadt hat da Millionen hineingesteckt“, hieß es, auch für das Minsk sehe man die Kommune in Verantwortung, die damit ihrem Bildungsauftrag nachkommen könnte. Eigentümer des Grundstücks „Restaurant Minsk“ sind seit Juni 2003 die Stadtwerke Potsdam. Es sei einmal ein Antrag auf Rückübertragung gestellt worden, erinnerte sich Kirsch, wusste aber nicht, was daraus geworden war. Siegfried Lachmann befürchtete, dass „formaljuristische Schritte“ in diesem Prozedere zum „Hemmschuh“ werden. „Das ist für mich Bürokratie.“ Es sei nun mal die Aufgabe der Künstler, Ideen zu entwickeln.

So musste Kirsch, „kaufmännisch vorgeprägt“, wie er einräumte, wiederholt an die Konsequenzen erinnern: Die Stadt subventioniere das Bürgerhaus im Schlaatz jährlich mit einer sechsstelligen Summe, mit einer einmaligen Investition sei es nicht getan. Bisher gebe es auch keine realistische Kostenanalyse von Experten, was so eine Grundsanierung kosten würde. „Das Gebäude ist in Stahlgerüstbauweise errichtet, das auflagengetreu zu sanieren wird sehr teuer.“ Er werde sich für einen Prüfauftrag zu Kosten und Machbarkeit einsetzen. Die Künstler indes wollen an ihrer Idee eines Bürger- und Begegnungszentrums mit Galerie festhalten – gleichwohl ein Teilnehmer meinte, Potsdam sei mit Ausstellungsflächen für Bildende Kunst vergleichsweise üppig ausgestattet. Steffi Pyanoe

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