HEYES Woche: Bildung als Standortfaktor
Uwe-Karsten Heye fordert mehr Geld für die Bildung
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Zunehmend wird auch in Brandenburg die Bildungslandschaft zum Thema. Langsam dämmert den Beteiligten, dass gute Schulen und Hochschulen ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil sind. Wer vor dem Hintergrund des demografischen Wandels die Nase vorn haben will, der muss in die Ressource Bildung investieren. Dabei liegen die Länder vorn, die auf Studiengebühren verzichten und Lehrmittelfreiheit nicht nur auf dem Papier stehen haben. Dies ist umso wichtiger in einem Land wie Brandenburg, das einen Spitzenplatz in Sachen Bildung nur auf der Negativskala belegt – mit einer Rekordzahl von Schul- und Ausbildungsabbrechern. In Konkurrenz mit Bayern wäre auch die traurig geringe Zahl der Abiturienten zu nennen. Wie zu lesen ist, erreichen nur 13,5 Prozent eines Altersjahrganges einen Hochschulabschluss, so wenige wir nirgends sonst in der Republik. Da es keinen Beleg dafür gibt, dass die Brandenburger mit weniger Intelligenz als ihre Nachbarn ausgestattet sind, muss es für diese niederschmetternde Bilanz andere Gründe geben. Einen gewichtigen Grund nannten die Brandenburger Bündnisgrünen: Nirgendwo sonst, so haben sie ermittelt, werde so wenig Geld für allgemeinbildende und berufliche Schulen ausgegeben wie in Brandenburg. Es wäre zu prüfen, ob auch deswegen die Zahl der Schulen in privater Trägerschaft explodiert. Vor diesem Hintergrund gibt es nur geringe Hoffnung, dass der 35-Sekunden-Spot, mit dem die Landesregierung für den Hochschulstandort Brandenburg werben will, eine große Nachfrage auslöst. Noch wichtiger wäre es wohl, für die aufgrund der halbierten Geburtenrate immer weniger werdenden Schüler ein Bildungssystem zu entwickeln, in dem nicht jeder zehnte Jugendliche ohne Schulabschluss auf der Strecke bleibt. Ebenso notwendig wäre es, den Kindern und Jugendlichen zu helfen, die aus einem Elternhaus kommen, in dem Bildung nicht so groß geschrieben wird. Nicht soziale Herkunft, sondern Begabung sollte darüber entscheiden, welchen Bildungsweg ein Kind nehmen kann. Dann hätten wir möglicherweise auch in Brandenburg einen höheren Anteil an Studierenden aus bildungsfernen oder sozial schwachen Schichten, der zur Zeit nur in Promille-Größe anfällt. Mehr Bildung tut Not – und würde die Wirtschafts-, Wissenschafts- und Forschungsregion Brandenburg stärken und möglicherweise auch Studierende aus dem integrierten Europa anlocken. Vorausgesetzt allerdings, dass sie hier auch willkommen sind.
Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.
Uwe-Karsten Heye
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