Landeshauptstadt: Billige Wohnungen fehlen Mieterverein sieht darin sozialen Mangel
Mieter wehren sich gegen teure Modernisierung
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Mieter wehren sich gegen teure Modernisierung Mit ihrem sehr schnell und nicht gerade sensibel durchgezogenen Altbausanierungsprogramm 2004 an 36 Objekten (rund 1000 Wohnungen) hat die Gewoba viel Staub aufgewirbelt und zum Teil heftige Kritik geerntet. Nicht nur in der Carl- von-Ossietzky-Straße 26 bis 28 wehren sich die Mieter noch immer gegen eine die Mieten erheblich verteuernde Modernisierung, auch Im Bogen gibt es Kontroversen, die vorerst zu einem Sanierungsstopp führten. Die Mieter im Block 1-4 halten die Versetzung von Wänden und den Neuzuschnitt der Bäder für unnötig. Sie haben zum Teil selbst erheblich in die Badausstattung investiert und möchten das Geld nicht zum Fenster hinaus geworfen haben. Auch in der Stephensonstraße 18 sperrten sich die Mieter bisher gegen die Sanierung und in der Siemensstraße 28 wird wegen Mietereinspruchs ebenfalls vorerst nur die Fassade gemacht. Dass sich die Gewoba Entscheidungen allerdings nicht leicht macht, zeigen unter anderem die Objekte Im Bogen. Die Häuser leiden unter aufsteigender Nässe, die Balken sind teilweise vom Schwamm befallen. Es muss also etwas geschehen. Eine ganze Reihe der Betroffenen, die sich nach der Modernisierung ihre Wohnung nicht mehr leisten oder mit einem neuen Grundschnitt nichts anfangen können, wandten sich an den Mieterverein. „Wir raten eigentlich grundsätzlich dazu, bauliche Maßnahmen zu dulden und einen Kompromiss zu suchen“, meint der Rechtsberater des Mietervereins Potsdam und Umgebung e. V., Raimund Haack. Doch wenn sich herausstelle, dass die baulichen Folgen unerträglich sind und etwas entsteht, was der Mieter gar nicht haben will oder die Miete nach der Modernisierung zu stark steigt, dann müsse man eben auf das Recht einer Nichtduldung verweisen, meint er. Wo es nicht anders ging, habe man das in der Vergangenheit auch getan. Haack wie auch Stadtverordneter Siegmar Krause (PDS) sehen das Defizit an billigem Wohnraum immer größer werden. Schon jetzt könne die auf ihre Wirtschaftlichkeit bedachte Gewoba für Umzugswillige nicht genügend preiswerten Wohnraum anbieten. Studenten, die als WG große Wohnungen gemietet hätten, könnten sie nach der Modernisierung nicht mehr halten und im Zuge von Hartz IV werde sich das Problem noch verstärken, beschreibt Haack das Problem. Krause sieht für die soziale Variante des Wohnungsangebotes die Verwaltung in der Pflicht. Sie verlange von der Gewoba den Spagat von Wirtschaftlichkeit und sozialem Engagement. Der könne jedoch nicht auf dem Rücken der Mieter ausgetragen werden, so Krause, der Vorsitzender des Beschwerdeausschusses ist und dort ebenfalls Eingaben von Gewobamietern auf dem Tisch hat. Dass es auch anders geht, zeigen zwei der größten Potsdamer Wohnungsgenossenschaften. Die PWG 1956 diskutiere bauliche Maßnahmen grundsätzlich vorher mit den Betroffenen und habe die Probleme schließlich lösen können, sagte der Technische Vorstand Matthias Pludra den PNN. Die PWG hat inzwischen 77 Prozent ihres Bestandes saniert. Ganz so erfolgreich war die WG „Karl Marx“ nicht in allen Fällen. Am Stadtrand z.B. musste auch sie um einen duldungsunwilligen Mieter herum sanieren. Das sei aber die Ausnahme. Sie hat 4050 von über 7000 Wohnungen saniert. Insgesamt sind in Potsdam mehr als zwei Drittel der Wohnungen erneuert und auf diesem Weg geht es bei steigenden Mieten unaufhaltsam weiter.Hella Dittfeld
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