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ORTSTERMIN: Bionade statt Fischtopf

Der Ort war thematisch passend gewählt. Wie der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Brandenburger Landtag Axel Vogel eingangs feststellte, hängt am Tor des Kutschstalls Am Neuen Markt eine Plakette, die ausweist, dass das historische Bauwerk mit Mitteln der Europäischen Union saniert wurde.

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Der Ort war thematisch passend gewählt. Wie der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Brandenburger Landtag Axel Vogel eingangs feststellte, hängt am Tor des Kutschstalls Am Neuen Markt eine Plakette, die ausweist, dass das historische Bauwerk mit Mitteln der Europäischen Union saniert wurde. Denn um die ging es bei der Diskussion, zu der die Grünen- Bundestagsfraktion am Montagabend eingeladen hatte. „Europa in der Krise: Wie kommen wir da raus?“, so der Titel. Gemeint war die Krise, nicht Europa.

Angesichts der politischen Dauerrelevanz der Frage hatten die Veranstalter offenbar mit etwas mehr Publikum gerechnet. Doch einige Stühle zwischen den dicken Säulen der Gewölbehalle blieben leer. Man blieb eher unter sich. Knapp 30 Besucher waren da. „Da steckt man nicht drin“, kommentierte einer der Organisatoren und sinnierte über niedrige Temperaturen und die Grippewelle. Doch so wurde auch niemand enttäuscht angesichts der angekündigten „Fishbowl-Diskussion“. Hinter der deutsch-englischen Wortmischung verbarg sich mitnichten ein Eintopf mit maritimen Zutaten, sondern der Versuch einer offenen Diskussion mit den politprominenten Gästen wie Bundestagsfraktionschefin Renate Künast. Statt dem Publikum ein Podium gegenüberzustellen, setzten sich Künast und der finanzpolitische Sprecher der Fraktion, Gerhard Schick, in die Mitte eines Stuhlkreises. Wer Fragen stellen wollte, setzte sich einfach dazu. Was basisdemokratische Diskussionskultur angeht, sind die Grünen eben seit Jahrzehnten erprobt. Axel Vogel sollte, falls nötig, als Spielleiter die Diskutanten zügeln. „Wenn Gerhard oder Renate zu lange sprechen – aber das passiert eigentlich nie“, wie Landesvorsitzende Annalena Baerbock sagte.

Tatsächlich ging es dann nach Künasts etwa 20-minütigem Eingangsstatement äußerst sachlich weiter. Man war bemüht, erst mal Ordnung in allerlei Krisen und die dazu passenden Abkürzungen wie EFSF und ESM und so weiter zu bringen. Europa ist schon ziemlich groß – da fällt der Überblick schwer. Im per Videobeamer gezeigten Einspielfilmchen gehörte sogar die Tschechoslowakei dazu, die es seit 20 Jahren nicht mehr gibt. Inhaltlich wurden bekannte Grünen-Vorschläge besprochen: Mehr Rechte für das europäische Parlament, strengere Regeln für die Banken und eine Vermögensabgabe für Reiche. „Also richtig Reiche – das wird uns im Raum nicht treffen“, so Künast. Dagegen konnte nun wirklich niemand etwas haben. So blieb es dann auch harmonisch. Und wer sich zwischendrin erfrischen wollte, konnte Bionade zum Preis von einem Euro erstehen.

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