Sport: Bis jetzt lief es perfekt
Yvonne Bönisch ist mit ihrer Olympiavorbereitung zufrieden –nun geht es nach Rom und Tokio
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Am vergangenen Samstag stand Yvonne Bönisch mal wieder am Mattenrand – Daumendrücken. Das klappte: Sowohl gegen Witten-Annen als auch gegen den Dauerrivalen PSG Brandenburg setzten sich ihre Judo-Kolleginnen vom UJKC Potsdam im Bundesligakampf klar durch. Deutschlands erste und bislang einzige Judo-Olympiasiegerin schonte sich indes im Hinblick auf die Spiele in Peking.
Allerdings – was heißt schonen? Die 27-Jährige steckt derzeit voll in den Olympiavorbereitungen und hat noch ein riesiges Pensum zu absolvieren. Erst kürzlich musste sie zwölf Tage lang zwei Stunden täglich das Training in einer Höhenkammer durchführen. In Berlin standen der Potsdamerin und anderen Mitstreitern zwei Räume zur Verfügung, in denen der Luft der Sauerstoff entzogen wurde. „Damit können wir eine Höhe von 2500 bis 3300 Metern simulieren, ähnlich wie beim Höhentrainingslager in Mexiko“, erklärt Yvonne Bönisch. „Im Körper werden mehr rote Blutkörperchen gebildet. Dadurch ist wiederum eine bessere Grundlagenausdauer möglich und der Körper erholt sich bedeutend schneller von der Anstrengung.“
Entgegen der früheren Ansicht, dass man während des fast zweiwöchigen Höhentrainings ausschließlich unter den künstlichen Bedingungen leben muss, hat sich mittlerweile eine andere wissenschaftliche Erkenntnis durchgesetzt: In der Höhe trainieren und „unten“ schlafen. „Insgesamt ist das Ganze aber für einen Judoka nicht gerade berauschend“, bekennt Yvonne Bönisch. „In der Kammer gibt es nur das Laufband, das Ruderergometer und das Rad. Ich will lieber kämpfen.“
Dazu hat die Olympiasiegerin von 2004 in den kommenden Wochen zur Genüge die Möglichkeit. Vorerst steht am Wochenende der Weltcup in Rom an. Ein ungeliebter Termin für die UJKC-Kämpferin, den der Deutsche Judo-Bund allerdings für sie fest eingeplant hat. „Nach zwei Wochen Training, in denen ausschließlich Kondition statt Judo im Vordergrund stand, bin ich jetzt auf der Matte nicht die Schnellste“, sagt Bönisch. „Zudem ist es nie günstig, im Training Gewicht machen zu müssen. In Rom werde ich deshalb in der höheren Gewichtsklasse bis 63 Kilo anstatt in der 57er Klasse starten.“
Während Potsdams Olympiahoffnung den Weltcup in Rom wahrnehmen muss, macht sie anschließend ihr „eigenes Ding“. Am 23. Mai fliegt sie für drei Wochen zum Trainingslager ins Mutterland des Judosports. In Tokio steht allein das Training auf der Matte im Vordergrund, denn „das fehlte in diesem Jahr bislang noch“. Das sieht auch ihr Coach Axel Kirchner nicht anders. „Die Höhenkammer hat Yvonne schon gut getan. In Japan wird sie mit den entsprechenden Trainingspartnern ihre Leistung aber noch einmal deutlich steigern können.“
Nach ihrer Rückkehr steht ein B-Turnier in Slowenien an, das sie mit einem dreitägigen Trainingslager verbindet. Anschließend gehts zum Training in die Sonne Spaniens, und schließlich muss sie einen Monat vor den Olympischen Spielen zu den Internationalen Deutschen Meisterschaften nach Braunschweig. Für Bönisch kann das oberste Gebot da nur heißen, verletzungsfrei über die Zeit zu kommen. Das Knie macht schon längst keine Probleme mehr, „die Vorbereitung lief bis jetzt perfekt für mich“, bekräftigt sie. Da ist auch fast schon der Ärger darüber vergessen, dass der Bundestrainer sie nicht für die EM nominierte. „In Peking will ich jedenfalls vorn mitmischen.“
Henner Mallwitz
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