zum Hauptinhalt
Auf Expansionskurs. Das Potsdamer Klinikum „Ernst von Bergmann“ übernimmt nicht nur andere Krankenhäuser, sondern auch Medizinische Versorgungszentren.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Bis nach Berlin

Die Bergmann-Klinik betreibt mittlerweile fünf Ärztehäuser – nicht nur in Brandenburg

Von Katharina Wiechers

Stand:

Innenstadt - Das Potsdamer Krankenhaus „Ernst von Bergmann“ ist auf Expansionskurs, und das seit Jahren. Doch während in der Öffentlichkeit vor allem die Übernahme anderer Krankenhäuser im Vordergrund steht, spielte die Beteiligung der Bergmann–Klinik an Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) bislang kaum eine Rolle. Dabei betreibt die Potsdamer Klinik mittlerweile fünf derartige ambulante Zentren an mehreren Orten in Brandenburg – und eines sogar in Berlin. Die Ärztehäuser, die an die früheren Polikliniken erinnern, sind vor allem eine Methode, neue Patienten an das Klinikum zu binden.

Im MVZ Berlin-Charlottenburg in der Fasanenstraße nahe dem Bahnhof Zoo werden internistische und neurologische Behandlungen angeboten – und Spezialsprechstunden für Multiple Sklerose, Schlaganfall, Parkinson. Vier Ärzte sind angestellt, wobei der Leiter, der Neurologe Rainer Götze, auch Oberarzt am Bergmann-Klinikum in Potsdam ist.

Keine ungewöhnliche Konstellation, wie Bergmannsprecherin Damaris Hunsmann auf PNN-Anfrage sagte. Auch andere Oberärzte der Potsdamer Klinik hätten Teilniederlassungen an anderen Orten. So sei zum Beispiel Ingo Brink , Chefarzt für Nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie am Bergmann-Krankenhaus, gleichzeitig Leiter des ebenfalls von der Klinik betriebenen MVZ Potsdam für Neurochirurgie und Nuklearmedizin.

Ein weiteres MVZ, das vom Bergmann-Krankenhaus betrieben wird, befindet sich in Kleinmachnow. Dort bieten seit Februar 2012 ein Internist und ein Psychiater ihre Dienste an. Das MVZ Bad Belzig, das seit der Übernahme der Belziger Klinik im Mai 2013 ebenfalls zur Bergmann-Klinik gehört, vereint die Fachrichtungen Allgemeinmedizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Augenheilkunde und Radiologie an einem Standort. Das Ärztehaus bietet auch eine Außensprechstunde der Allgemeinmedizin in Görzke (Amt Ziesar) an. Seit Neuestem auch zur Bergmann-Klinik gehört außerdem das Medizinische Versorgungszentrum am Krankenhaus Forst – erst vor Kurzem hat die Potsdamer Klinik 51 Prozent an dem Forster Krankenhaus erworben. Im dortigen MVZ werden die Fachrichtungen Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Innere Medizin beziehungsweise Gastroenterologie, HNO und Urologie angeboten. Eine Außensprechstunde der Gynäkologie/Geburtshilfe wird zudem im 30 Kilometer entfernten Peitz angeboten.

Das Medizinische Versorgungszentrum in Charlottenburg ist demnach das bislang einzige von Bergmann betriebene Versorgungszentrum außerhalb Brandenburgs. Es wurde durch die Übernahme der Klinik in Bad Belzig Teil des Potsdamer Portfolios – denn das MVZ Charlottenburg ist eine 100-prozentige Tochter des MVZ Bad Belzig.

Die Stadt freut sich über den Expansionskurs der kommunalen Klinik – inklusive der Medizinischen Versorgungszentren. „Wir begrüßen natürlich, dass das Klinikum wirtschaftlich arbeitet“, sagt die zuständige Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos). Schließlich unterlägen die kommunalen Häuser genauso dem Wettbewerb wie jedes freie Unternehmen. Weitere Übernahmen von Klinken oder Versorgungszentren auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus stünden derzeit nicht an, sagte sie. „Wir haben mehr als genug zu tun – erstmal müssen wir die großen Standorte auf vernünftige Füße stellen“, sagte Müller-Preinesberger. Bad Belzig etwa schreibe noch immer keine schwarzen Zahlen.

Schwarze Zahlen sind allerdings auch mit Medizinischen Versorgungszentren nicht automatisch verbunden. Oft werfen diese nicht einmal Gewinn ab, wie der Gesundheitsexperte Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen sagt. Für Krankenhäuser sei ein MVZ trotzdem interessant, weil sie ambulante Leistungen anbieten und so die Patienten an ihr Haus binden könnten. „Wenn zum Beispiel eine Weiterbehandlung nötig ist, kann ein Arzt im MVZ den Patienten in die jeweilige Klinik schicken“, sagt Augursky.

Kritiker der Medizinischen Versorgungszentren seien häufig die niedergelassenen Ärzte. Sie sehen die großen Praxen, in denen die Mediziner meist angestellt sind, als Konkurrenz. „Aber den Patienten muss das ja nicht kümmern. Im Gegenteil kann dieser Wettbewerb zu einem besseren Service, und zu kürzeren Wartezeiten führen – in manchen Praxen scheint die Zeit der Patienten keine Rolle zu spielen“, so Augursky. Außerdem könne der Patient gegebenenfalls mehrere Fachrichtungen unter einem Dach aufsuchen.

Eine Gefahr sieht der Experte aber dennoch, nämlich jene, dass Patienten von dort aus ins Krankenhaus geschickt werden, auch wenn das womöglich noch gar nicht nötig wäre. „Davor kann man sich zum Beispiel dadurch schützen, indem man sich eine Zweitmeinung einholt. Das ist ohnehin etwas, das wir bei größeren Behandlungen generell empfehlen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })